Gebrauchsspuren 2
(Innere
Sicherheitsrisiken von Windows)
Siehe
auch:
Win98trojaner
Das Winsysproblem
Spycrosoft
Vorratsdatenspeicherung
Gelöscht ist nicht immer wirklich gelöscht...
Kein System ist sicher, das sagte ich ja
bereits...
Aber was Ihnen wirklich jeden Tag auf neue Sorgen bereiten
sollte, ist die Tatsache,
dass das Löschen sensibler daten gar nicht so einfach ist, wie
sie bisher vielleicht dachten.
Das in den Papierkorb verschobene Dateien jederzeit wieder an
Ihrem Ursprungsort wiederhergestellt werden können,
wird Ihnen hoffentlich bereits bekannt sein....
Nicht?...Dann
versuchen Sie mal folgendes Spielchen:
Erstellen Sie eine beliebige
Text-Datei auf dem
Desktop .....
...und befördern
Sie diese in den Papierkorb.
Klicken Sie den Papierkorb mit der rechten Maustaste an und wählen Sie Öffnen aus dem Kontextmenü.
Es öffnet sich
ein Fenster, in welchem Ihnen sowohl das entgültige Löschen (Papierkorb leeren)
als auch das Wiederherstellen
am ursprünglichen Ort angeboten wird.
Markieren Sie die
Datei wie im Screenshot oben
und klicken Sie dann auf Wiederherstellen.
Simsalabim befindet sich das Teil wieder auf dem Desktop.
Soweit ...So gut.
Diese Papierkorbfunktion sollte eigentlich jedem bekannt sein und
stellt auch nix weltbewegendes dar.
Auch ein echter Papierkorb kann schließlich durchwühlt werden,
wenn mal etwas versehentlich weggeworfen wurde.
Ist der Müll aber schon in der Haustonne gelandet, wird es
schwieriger, ganz zu Schweigen vom Durchsuchen der städtischen
Müllhalde in Buxtehude,
nach dem wöchentlichen Besuch der Müllabfuhr.
Windows
macht es uns da viel einfacher!
"Gelöschte"
Dateien sind
nämlich nicht
wirklich gelöscht
im Sinne von physikalisch entfernt,
sondern lediglich ein wenig unbrauchbar gemacht, damit das "Löschen" schneller von der Hand geht.
In der Regel werden nämlich dazu lediglich kleine Teile der Dateinamen bzw. der Endungen
überschrieben, und somit verschwindet die Datei nur scheinbar
von der Festplatte, da Windows sie schlicht nicht mehr erkennt.
Das bedeutet aber
keineswegs, dass sie nicht mehr existiert!
Um das deutlich zu machen, verwenden wir wieder eine gelöschte
Textdatei,
die wir entweder gleich mit
gedrückter Umschalttaste angeblich unwiderruflich löschen oder in den Papierkorb verschieben,
welcher anschließend sofort geleert wird.-Sucht man mittels
Suchfunktion nach der Datei,
wird Windows sie also folgerichtig nicht mehr finden.
Anders ist dies
beim Einsatz eines einfachen Recoverytools wie z.b. dem Unerase Assistenten aus den Norton Utilities.
Dieser vermag zwar nur
reineTextdateien
komplett und andere Dateitypen konvertiert zu Textdateien wiederherzustellen,
aber andere Tools können durchaus auch komplette Programme, E-Mails, Audio
und Videofiles
sowie beliebige
andere Dateien
völlig intakt zurück auf die Platte bringen.
Zurück zu
Norton:
Nach dem Starten des Uneraseassistenten werden Sie zur Eingabe
verschiedener Informationen aufgefordert.
Hier geben wir den Namen (oder was uns bekannt ist) der gesuchten Datei ein. |
Es folgt die Angabe des zu durchsuchenden Pfades um die Suche einzugrenzen. |
Die gesuchte
Datei und noch eine weitere Datei wurden gefunden. Unsere Datei konnte ich anhand des angegebenen Pfades identifizieren und habe sie rot markiert. |
Die Datei wurde
markiert und kann an einem beliebigen Ort
wiederhergestellt werden. |
Im vorliegenden Falle ist das der Originalpfad, also unser Desktop. |
Die Suche kann
im freien Speicherplatz der Festplatte fortgesetzt
werden. Dies empfiehlt sich natürlich immer dann, wenn im vorherigen Suchlauf noch nichts gefunden wurde. Allerdings kann man auch einfach mal blind suchen und darf wirklich gespannt sein, was da noch so alles zu Tage tritt. |
Hierzu geben wir nochmals die gewünschten Dateikriterien ein. |
Das Tool listet
nun je nach Festplattengröße in den nächsten Minuten bis Stunden alle Fundstellen auf, die unseren Kriterien entsprechen.Das können locker ein paar Tausende sein, welche durchnumeriert aufgelistet werden. Ich habe nach den ersten beiden Funden abgebrochen und die erste Fundstelle markiert. |
Öffnen mit
einem Texteditor oder Fileanalysator zeigt, dass es sich
hier keineswegs um eine Textdatei handelte. Diese Datei ist nur ein Fragment einer größeren Datei und hatte ursprünglich zusammen mit noch weiteren Teilen vor dem Löschen im Hauptverzeichnis eine bestimmte Funktion auszuführen, auf welche ich aber hier jetzt nicht näher eingehen werde. In weiteren Schritten und mit speziellen Tools wäre es nun durchaus möglich, die fehlenden Dateifragmente ebenfalls zu isolieren und wieder zur ursprünglichen Datei zusammenzusetzen. |
Das war, wie
gesagt , nur ein ganz einfaches Beispiel mit einem recht simplen
Tool.
Professionelle und teils recht teure Recoverytools können noch sehr viel mehr und sind
dazu oft wesentlich leichter zu bedienen.
Es geht mir aber hier nicht um einen Kurs zur Dateirettung
sondern lediglich um das Aufzeigen
schlummernder Gefahren durch die Sicherheitsrisiken nur teilweise
entfernter und somit wiederherstellbarer Dateien.
Gegenmaßnahmen
Gebrauchsspuren selbst, wie normale Verläufe und
Logdateien, kann man recht sicher mit externen Tools
wie Spybots S&D erfassen und entfernen lassen. Dies
gilt sowohl für Registryeinträge
als auch Dateien in Haupt und Programmverzeichnissen.
In der Regel werden diese Dateien von diesen Tools nämlich nicht nach windiger Windows-Art
"gelöscht",
sondern in einem wesentlich sichereren Verfahren mehrfach mit
Einsen und Nullen in einem wechselnden Bitmuster
überschrieben um eine Wiederherstellung möglichst schwierig zu
machen.
Aber selbst in diesem Falle muß beachtet werden, dass nichts
100%ig sicher ist.
Schon gar nicht, wenn parallel eine Undo-Datei mitgeloggt wird, um alle erfolgten Spyware und
Gebrauchsspuren-Löschungen
notfalls auch mittels der internen Recoveryfunktion rückgängig machen zu können,
falls das System einmal durch das Cleaning beschädigt wurde, und
der User nun eine teilweise
oder gar komplette Wiederherstellung des vorherigen Zustandes
wünscht.
Dazu muss nur im Register Wiederherstellen die jeweilige Sicherung mit einem Haken
markiert werden ....
....und anschließend mittels der Option Markiertes wiederherstellen in das System zurückgeschrieben werden..
Natürlich kann man das automatische Backup auch deaktivieren, indem Sie unter Einstellungen von S&D die im Screenshot rot markierten 3 Haken entfernen.
Dies empfiehlt sich jedoch nicht
unbedingt, da es ja wirklich einmal notwendig sein könnte,
eine oder mehrere Aktionen von S&D rückgängig zu machen,
was mit fehlendem Sicherheitsbackup mehr als schwierig sein
dürfte.
Löschen Sie stattdessen einfach regelmäßig nach ca. 1 Woche Wartezeit alle Sicherheitsbackups.
Die Wahrscheinlichkeit, dass noch nach einer Woche Probleme
auftreten ist recht gering .Wenn Sie ganz sicher gehen wollen,
sucht S&D für Sie auch alle Einträge heraus, die älter als 30 Tage sind und schlägt diese zur Entfernung vor.
Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste in die Oberfläche des
Wiederherstellungsfensters
und entfernen Sie anschließend nur
die automatisch markierten
Einträge.
Dateien, die Sie manuell selbst
vernichten wollen, müssen Sie mittels einem Dateivernichter wie Norton Wipe Info
oder dem in S&D integrierten Werkzeug Aktenvernichter mehrfach überschreiben lassen.
Dazu ziehen Sie einfach die entsprechenden Dateien aus einem
Explorer-Fenster herüber
(oder benutzen Sie das Kontext-Menü der Liste), stellen die
Anzahl der Durchgänge ein,
und klicken Sie den Knopf. Vernichten ganz unten rechts im Programmfenster
an.
Die ersten 5 Durchgänge werden
mit vordefinierten Bitmustern gelöscht,
die auch eine Hardwarewiederherstellung unmöglich machen
sollten.
Für weitere Durchgänge werden zufällige Muster verwendet, die
sich alle paar Bytes ändern.
Bitte beachten Sie:
Ein einzelner Durchgang ist nicht genug, um eine Datei endgültig
zu vernichten,
da die Festplattenköpfe nie 100,00% die Spur gleich treffen.
Es gibt immer Ungenauigkeiten von ein paar µm, die Profis eine
Wiederherstellung erlauben.
Darum sind mehrere Durchgänge mit verschiedenen Bitmustern
notwendig.
Gebrauchsspuren
in Dateien werden
übrigens standardmäßig mit 5 Durchgängen gelöscht.
Ist das nun wirklich sicher?
NEIN!!!....Nicht wirklich!
Naja, OK: Auf den
ersten Blick schon...
Und vermutlich reicht dieses Vorgehen in den allermeisten Fällen
auch aus.
Aber diese Sicherheit bezieht sich ja hier vor allem auf den
freien Speicherplatz,
in welchem die gelöschte Datei selbst vorher einmal angesiedelt
war.
Normal gelöschte Daten sind niemals wirklich
gelöscht sondern lediglich so in ihrem Dateinamen verändert,
dass sie lediglich dem normalen Zugriff entzogen werden und im System
unsichtbar verborgen bleiben.
Aber selbst wenn spezielle Tools eine Datei zum angeblich
sicheren Löschen
mit lauter Nullen
und Einsen
überschreiben, existiert in der Regel mindestens eine
wiederherstellbare Kopie auf der Festplatte!
Alle Betriebssysteme beinhalten nämlich ein virtuelles
Kurzzeitgedächtnis, den sog. RAM- oder Arbeitsspeicher.
RAM bedeutet "Random Acces
Memory" und ermöglicht schnellen
Zugriff aktuell gestarteter Software und Prozesse
auf alle für diese bestimmte Anwendung benötigten Dateien.
Da die Größe des RAM-Speichers aber bekanntlich aus technischen
Gründen sehr begrenzt ist,
verlagert das Betriebssystem fortwährend seltener gebrauchte
Daten aus dem RAM in einen fest definierten Bereich
am Anfang oder am Ende der Festplatte, welche zwar langsamer als
der Arbeitsspeicher ist,
dafür aber wesentlich mehr Speicherkapazität bietet und somit
den Arbeitsspeicher entlastet
und dadurch letztendlich die Systemperformance erhöht.
Wenn ein 16-Bit
Programm (DLL) gestartet wird, werden bestimmte Teile dieses
Programms beim Start genau einmal ausgeführt,
wobei der Programmcode nicht ständig im RAM residiert, sondern
später in die Auslagerungsdatei verschoben wird.
Auf diesen Code wird nie wieder zugegriffen. Reservieren
Programme Speicherplatz, wird dieser nicht unbedingt sofort
benötigt
und daher auch nicht ins RAM sondern gleich in die
Auslagerungsdatei geschrieben.
Erst wenn der reservierte Speicherbereich Daten aufnimmt wird,
wird Platz im RAM freigemacht.
Die meisten Programme nutzen nur ganz bestimmte Teile der im
Speicher befindlichen Daten permanent.
Die Speicherverwaltung von Windows sorgt nun dafür, dass diese
Abschnitte auch im RAM gehalten werden.
Daten, auf die nur sehr selten zugegriffen wird, werden dann also
in der bekannten Weise ausgelagert.
Die Größe dieses
Bereiches wird in der Regel vom Betriebssystem selbst dynymisch
verwaltet,
kann aber durchaus auch extern vom User festgelegt werden.
Dabei entsteht in C:\Windows eine sog. SWAP-Datei zumeist mit Namen Win386.swp
(Auslagerungsdatei)
welche etwa so viele Daten enthält wie Arbeitsspeicher selbst
sind.
Das Dateivolumen kann sich je nach Speichermanagement zuweilen im
GB Bereich bewegen.
Mit der Suchen Funktion finden Sie leicht die Auslagerungsdatei im Windows Hauptverzeichnis. Sie kann aber über einen Eintrag in der SYSTEM.INI unter [386Enh] mit PagingDrive=D und PagingFile=D:\Swap.ddd jederzeit auf ein anderes Laufwerk (Hier: D) verlegt werden. Interessant in diesem Zusammenhang ist noch die Tatsache, dass auch manche Programme,wie hier der Realplayer ungefragt eine SWAP-Datei anlegen. |
Selbst wenn eine
Datei im RAM oder einem anderen Pfad der Festplatte sicher
gelöscht wurde,
existiert also immer noch eine ganze Weile eine Kopie in der
SWAP-Datei.
Allerdings nur in einem begrenzten Zeitraum, der alleine davon
abhängt, wie groß die SWAP-Datei eingestellt wurde
und wann das System die entsprechenden Daten aus Platzgründen
mit neuen Inhalten überschreibt.
Dies kann dann schon durch das bloße Einschalten des Rechners
beim Booten des Systems geschehen.
Daher müssen die
Festplatten zur Sicherheit vorher aus den betreffenden Rechnern
ausgebaut
und ohne Booten auf ein anderes System gespiegelt werden.
So gehen z.B. auch die Ermittler der Kripo zwecks Beweissicherung
vor.
Professionelle Recoverytools nutzen dann u.a. diese Swapdatei zusammen mit dem freien Speicherplatz
zur Wiederherstellung der ursprünglichen Dateien gemäß
bestimmter Vorgaben,
wie im obigen Beispiel gezeigt wurde.
Abhilfe würde
hier nur das zusätzliche, manuelle Überschreiben der SWAP-Datei
schaffen,
natürlich immer vorausgesetzt, dass man vorher das
Betriebssystem daran hindert sogleich eine Neue zu erstellen.
Das völlige Deaktivieren der Auslagerungsdatei (Dateipuffer) ist
zwar bei genügend großem RAM-Speicher grundsätzlich möglich,
jedoch aus technischen Gründen nicht unbedingt empfehlenswert.
Mein Tipp
Löschen Sie alle sensiblen Daten
nur
manuell
und nur mit einem Dateivernichter.
Scannen Sie regelmäßig, wenn
möglich täglich Ihr System mit
Cleaningtools wie S&D
von Spybot
und dem Regcleaner
von Jouni Vuorio.
Durchsuchen Sie zusätzlich alle Festplatten mit der Win-Suchfunktion
nach Dateien mit den Endungen: *.tmp;*.bak;*.sik;*.old sowie *@*.txt.
und löschen Sie diese mit einem Dateivernichter.
Dies können Sie dann als gespeicherte
Suche mit einem Icon
ablegen
und bei Bedarf jederzeit mit einem Klick wiederholen.
Fertig abgespeicherte Suchen zum direkten Download
sowie Links zu allen hier vorgestellten Cleaning Programmen
finden Sie selbstverständlich auch in meinen Tools.
Löschen Sie regelmäßig, am besten wöchentlich die Sicherheitsbackups ihrer Cleaningtools.
Durchsuchen Sie anschließend mit
einem Recoverytool alle Bereiche,
also auch den freien Speicheraum Ihrer Festplatte nach
Dateifragmenten gelöschter Dateien,
und löschen Sie diese nochmals endgültig mit einem
Aktenvernichter.
Siehe auch:
Win98trojaner
Das Winsysproblem
Spycrosoft
Vorratsdatenspeicherung
Mein Kommentar
Selbst wenn Sie alle diese
Maßnahmen beherzigen, bleibt immer noch ein erhebliches
Restrisiko.
Denn sogar bei komplett formatierten und mit F-Disk
völlig neu partionierten Platten
bleiben auf Kernspinebene extrem schwache, magnetische Restmuster
der vorher gespeicherten Dateien
auch weiterhin physikalisch vorhanden und könnten zumindest
fragmentarisch ausgelesen werden.
Das für die Wiederherstellung derartig gründlich gelöschter
Dateien erforderlicheWissen und Equipment
steht allerdings in keinem Verhältnis zum erzielbaren Nutzen, so
dass allerhöchstens Geheimdienste
oder sündhaft teure Spezialfirmen solche Möglichkeiten
überhaupt realisieren können.
Sie sehen, in diesem Punkt befindet man sich leider in einem
ständigen Spagat
zwischen System-Sicherheit und Datensicherheit.
Auch ich kenne keine Patentlösung ausser einem goldenen
Mittelweg,
den aber jeder für sich selbst finden sollte,
und der zuweilen auch schon mal haarscharf an einer Paranoia
vorbeizuführen scheint.
DER TECHNODOCTOR