Borderline Persönlichkeits Störungen(BPS) und
Posttraumatisches Belastungssyndrom(PTBS/PTSD)

Krankheiten oder Modediagnosen?


Die allgemeine Klassifizierung von Krankheiten nach ICD 10 finden Sie hier:

ICD-10-GM Version 2018


Vorwort

Bitte beachten Sie:
Die im nachfolgenden Beitrag besprochenen Zusammenhänge und Informationen sind weder medizische Fachliteratur,
noch in irgendeiner Weise als fachliche Grundlage für (Eigen-)Diagnosen oder gar zur (Selbst-)Therapie bestimmt.
Sie stellen lediglich eine Essenz meines persönlichen Wissens- und Erfahrungsstandes sowie einiger, innovativer Gedankengänge
in diesem Sektor dar und können u.U. erheblich von der landläufigen, medizinischen Schulmeinung abweichen
bzw. diese sogar massiv in Frage stellen.
Ich möchte Sie vor allem dazu einladen, einmal selbst in den Weiten des Internets zu recherchieren,
um sich dann, vielleicht zusammen mit dem von mir zur Verfügung gestellten Beitrag, ein eigenes Bild zu machen.

ACHTUNG: TRIGGER!

Sowohl meine persönlichen Ausführungen als auch die von Schlagmann analysierten und hier zitierten
psychoanalytischen Arbeiten Prof. Kernbergs können für Menschen mit BPS und PTBS sehr belastend sein!

Insbesondere Opfer von inzestuösem Missbrauch, Folter und Vergewaltigungen
können über die folgenden Links zu Inhalten gelangen, die sie möglicherweise triggern.
Zur Vermeidung von Flashbacks und sich daraus ergebender Retraumatisierungen
bitte ich daher um äußerste Vorsicht!

Sollten Sie zu dem erwähnten Personenkreis gehören, lesen Sie bitte diese Texte auf gar keinen Fall alleine.
Falls Sie während der Lektüre plötzlich ein wachsendes Unwohlsein oder gar Angstzustände bemerken,
möchte ich Sie bitten,
nicht mehr weiterzulesen und am besten sofort diese Seiten zu verlassen.

Siehe hierzu auch:
Erste Hilfe

Nehmen Sie danach unbedingt Kontakt zu einem Psychotraumatologen oder Traumatherapeuten auf
und schildern sie diesem bitte genau Ihre Reaktionen mit Verweis auf meine Seiten.
Eine erste klinische Anlaufstelle finden Sie z.B. hier:
http://www.psychotraumatologie.de/

Bei direkten Fragen zum Thema bitte E-Mail an:
info@technodoctor.de mit dem Betreff: BPS/PTBS

DER TECHNODOCTOR


1. Borderline Persönlichkeits Störungen
(BPS)

Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F60-F69)

Relevant sind hier:
F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

F60.30 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Impulsiver Typ
F60.31 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Borderline-Typ


Borderlinestörungen werden mittlerweile leider nur zu oft als pure "Modediagnose" der letzten 2 Jahrzehnte abgetan.
Wie schon in meinem Beitrag
Philosophie 2/BPS angedeutet, gilt die Borderline-Persönlichkeitsstörung (abgekürzt BPS)
als eine emotionale Instabilitätsstörung und wurde lange in den Grenzbereich zwischen neurotischen und psychotischen Störungen eingeordnet,
(„Borderline“, bedeutet auf deutsch „Grenzlinie“) da Symptome aus beiden Bereichen diagnostizierbar waren,
und damit, zumindest rein symptomatisch, sowohl eine psychologische als auch eine psychiatrische Diagnose vorlag
.

Demnach sind u.a. bestimmte Gefühlsbereiche, insbesondere bezüglich des zwischenmenschlichen Verhaltens, Beziehungsfähigkeit und sozialer Kompetenz,
sowie auch eine Reihe von normalen Routinen des Denkens und des Handelns beeinträchtigt, was sich dann nicht selten reflektiv durch Autoaggressionen
(= selbstverletzendem Verhalten -
SVV), sowie aggressive Impulsdurchbrüche, affektive Gefühlsstörungen und schizoides Verhalten als direkte Folge
von
Schutzdissoziationen äußert. Dies sind, vereinfach ausgedrückt, abgespaltene Persönlichkeits- und Wesensanteile, etwa um eine akute
traumatische oder sonstige, unerträgliche Belastungssituation in der Realität nicht mehr fühlen zu müssen.
Diese abgespaltenen Anteile werden anschließend oft verdrängt und können jahrzehntelang in den Tiefen der Seele schlafen,
bis sie schließlich irgendwann durch einen
Trigger erneut aktualisiert werden und in sich als Flashback in der Realität manifestieren.
BPS tritt daher auch häufig zusammen mit anderen Persönlichkeitsstörungen sowie als Folge von und /oder zusammen mit einem PTBS auf.

1938 ordnete der Psychoanalytiker Adolph Stern erstmalig den Begriff "Borderline-Persönlichkeit" (Grenzlinie) einer bestimmte Patientengruppe zu,
die sich für ihn vordringlich vor allem durch eine besonders auffällig aggressiv-dynamische Gestaltung der Therapeut-Patientenbeziehung auszeichnete.
Solange sie sich mit dem Erwartungsrahmen des Patienten deckte, wurde auch der Therapeut als "allmächtige und positive" Instanz bewertet.
Wich sie aber davon ab, erfolgte sofort durch dissoziativen Rückzug in eine imaginäre, geschützte Wahrnehmunssphäre
affektive Störung der Realitätsbezüge mit aggressiven Impulsdurchbrüchen und negativer Übertragung auf den Therapeuten bis hin zum Feindbild.
Die dem zugrundeliegende psychotische oder pseudopsychotische Dekompensation durch entgleiste, amygdalagesteuerte Schutzmechanismen
ließ sich mit den damaligen Methoden der Psychoanalyse weder eindeutig klassifizieren noch behandeln.
Man wich daher auf die Arbeitsdiagnose einer Grenzlinie (engl. Borderline) zwischen psychotischen und neurotischen Symptomen aus,
auf welcher der Patient sich ständig befinden und je nach äußeren oder inneren Anlässen sein aktuelles Verhalten modifizieren würde.
Grundlage für diese oberflächliche Definition war vor allem das auffällige SCHWARZ-WEISS Denken und Empfinden der Patienten,
welches auf eine massiv gestörte Objektbeziehung mit der Aufspaltung in die Extreme "ganz gut" und "ganz böse" hinwies.
Das Fehlen der feine differenzierenden "Graustufen" zwischen den Extremen erinnert mich dabei immer ein wenig an autistische Verhaltensmuster.

Prof. Otto Kernbergs entwickelte 1967 bis1975 auf dieser Basis eine umfassende Theorie der Borderline-Persönlichkeitsorganisation,
wobei er als zentralen Affekte vor allem Wut und Hass vorraussetzte und annahm, dass bei Borderlinepatienten schon in der frühkindlichen Phase
die Entwicklung normaler Prozesse einer differenzierteren Objektbewertung unterbrochen wurde und die in dieser früheren Zeit der Entwicklung
einmal extrem bewerteten Objekte später immun gegen aktuellere Erfahrungen stets präsent bleiben und in der Erwachsenenwelt
einfach immer wieder neu inszeniert werden. Was er dabei offenbar leider nicht erkannte war, dass gerade Hass und Wut als adäquate,
interaktive Reizantwort des Mandelkernes eine schnelle Bedienung der Stressachse gewährleisten und damit als aggressive Motoren zur Auslösung
überlebenswichtige Abwehrroutinen auf eine mittelbare oder unmittelbare Bedrohung gesehen werden können,
wobei aber oft über eine innere Widersprüchlichkeit des Von-sich-Selbstbildes bis hin zur Identitätsdiffusion (Depersonalisation)
wirklich sinnvolle realitätsadäquate Abwehrmechanismen des Selbstschutzes durch eine psychotische oder pseudopsychotische Ersatzreaktion ersetzt werden.
Dazu gehören sowohl einfache bis multiple Persönlichkeitsspaltungen, als auch Projektionen und Verleugnung.
Erst Birger Dulz erkannte Angst als eigentliches, treibendes Element für das Syndrom einer "Emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ"
und somit auch als Hauptursache für die borderline-typische Beziehungsgestaltung. Nach dem englischen Analytiker John Steiner dient die "Borderline-Position"
lediglich als innerer, psychischer Rückzugsort, der Patienten Schutz vor aktuellen Bedrohungen oder (krankhaften?) Ängsten bietet.
Da der Begriff Borderline sich vor allem auf die äußerliche Symptomatik beschränkt, ohne eigentlichen Ursachen prä- und postnataler,
traumatischer Erfahrungen angemessen zu berücksichtigen wird jüngst diskutiert, ob man ihn nicht besser durch die Diagnose einer chronischen oder komplexen
Posttraumatischen Belastungsstörung
PTBS oder KPTBS ersetzen sollte.
Man könnte BPS also zunächst einmal rein theoretisch auch als eine Art
Eigenmedikation gegen endogene und exogene Phobien verstehen
Natürlich stellte sich nun die Frage, woher
diese Ängste bzw. Angststörungen denn nun eigentlich stammen.

Seit den mittlerweile sehr umstrittenen Veröffentlichungen Prof. Otto Kernbergs ist BPS
zwar weltweit als eigenes "Krankheitsbild" anerkannt, wird jedoch nach wie vor kontrovers diskutiert, da nach Ansicht anderer Forscher
hier eigentlich gar keine Persönlichkeitsstörung, sondern lediglich ein differentialdiagnostisches Problem vorliegt.
Immerhin bildet die aktuelle
ICD-10 Klassifizierung damit wenigstens eine verbindliche diagnostische Grundlage
für amtsmedizinische Gutachten bezüglich sozialrechtlicher Genehmigungsverfahren, wie sie z.B. u.a. für Leistungen aus dem EU-Rentenfonds der BfA
oder zum Nachweis einer prozentualen Schwerstbehinderung mit und ohne Merkmale nach
SchwbG notwendig sind.

Allerdings hatte diese Anerkennung des Krankheitsbildes leider auch eine üble Schattenseite für die Betroffenen.
"Borderliner", resp. Menschen mit BPS, werden selbst heute noch von vielen Schulmedizinern und sogar Fachpsychiatern
regelrecht diskriminiert und als Patienten abgelehnt. Das hat seine Ursprünge einerseits in offensichtlichen, fachlichen Wissenslücken,
andererseits aber oftmals auch in einer unreflektierten Lektüre, z.B. der Kernbergschen Theorien.
Ich persönlich empfinde viele der Gedankengänge des Herrn Kernberg zu
BPS und PTBS
sowohl als massiv diskriminierend als auch regelrecht frauen- bzw. patientenfeindlich und damit sowohl aus diagnostischer
als auch therapeutischer Sicht eher als kontraproduktiv. Mit dieser Ansicht stehe ich übrigens keineswegs alleine da.
Der
Dipl. Psych. Klaus Schlagmann hat auf seinen Seiten www.oedipus-online.de
Theorien und Arbeiten Kernbergs gründlich analysiert und die übrige Fachwelt im Rahmen seiner
Anti-Kernberg-Kampagne zur Stellungnahme aufgefordert.

Damit Sie sich ein eigenes Bild machen können,
lesen Sie dazu bitte auch folgenden Beitrag:

ANTI-KERNBERG-KAMPAGNE

So komisch das nun auch klingen mag:
Borderliner erscheinen im Vollbild ihrer Veranlagungen meiner Ansicht und Erfahrung nach eigentlich nur
unter dem Blickwinkel unserer gesellschaftlichen Ordnung als krank, behindert und unbequem, ja für die meisten sogar angsteinflößend.
In Wirklichkeit haben sie vielen Menschen jedoch einiges an zusätzlichem geistigen und seelischen
Potenzial voraus.
Was nicht zwangsläufig gleichzusetzen ist mit seelischer, geistiger und vor allem sozialer
Kompetenz, ganz zu schweigen von diplomatischen Geschick,
denn zu gewaltig sind nun mal die (durchaus kreativ nutzbaren) Aggressions- und Konfliktpotentiale die in gerade diesen Menschen schlummern.


Borderline...Die Grenzlinie...?

Nach alter Definition
sollen diese Menschen sich ständig auf einer Grenzlinie zwischen Psychosen und Neurosen bewegen.
Das ist heute aber wohl eher als rein symptomatikbasierte, starkeVereinfachung gemeint und schon lange überholt.
Der auf reiner Symptomatik basierende Diagnosekatalog ist jedenfalls lang....Sehr lang!
In diesem Zusammenhang verweise ich nochmals auf die bereits o.g.
ICD-10 Definitionen:

F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung
F60.30 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Impulsiver Typ
F60.31 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Borderline-Typ

Borderlinertypen sind so verschieden wie ihre Symptome!
Sehr detaillierte und meiner Ansicht nach ebenso verständliche wie kompetente Darstellungen des Borderline Syndroms
mit all seinen verschiedenen Facetten der Symptomatik, sowie interessanten Erklärungsansätzen aus verschiedenen Blickwinkeln
finden Sie u.a. auf folgenden Webseiten, welche ich Ihnen hiermit besonders empfehlen möchte.

www.borderline-borderliner.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Borderline-Persönlichkeitsstörung

 

Meine ganz persönliche Definition
mag da, mal abgesehen von einigen fachspezifischen Intros, vielleicht teilweise noch etwas pragmatischer klingen:
Ich sehe aufgrund langjähriger, persönlicher Erfahrungen mittlerweile in "Borderlinern" resp.Menschen mit dem Vollbild der BPS nicht mehr
grundsätzlich
nur Patienten mit einer oder einem Sammelsurium bestimmter Persönlichkeitsstörungen und Symptome,
sondern vielmehr Menschen, die unter besonderen, oft multiplen Fähigkeiten zwischen Nutznießen und Leiden wechseln können oder müssen.

Dabei handelt es sich in vielen Fällen meiner Ansicht nach um ins Erwachsenenalter "importierte" bzw. in einer Art neurophysiologischem Tracking mitlaufende,
frühkindliche Überlebensstrategien aufgrund besonders effizienter Kommunikation und Interaktion zwischen Limbischem System und Neocortex.
Diese mögen zwar in Qualität und Quantität durchaus variieren und entsprechend genetisch disponiert sein, sind aber gewissermaßen als Basisversion grundsätzlich
bei jedem Menschen pränatal als Programmroutinen im Mandelkern gespeichert und werden dort nur bei Bedarf, also z.B. einer Bedrohung, aktiv.
Was nun im Mutterleib und der frühen postnatalen Entwicklung noch eine gewisse Notwendigkeit darstellt, wirkt aber mit wachsendem Alter immer störender und auffälliger.
Es folgen als erste emotionale Umstellungen zunächst die sog. Flegeljahre,
bis schließlich durch die erwachende hormonelle Aktivität der Gonaden (Hoden und Eierstöcke) die Pubertät einsetzt
und damit die vorerst letzte Phase in der Entwicklung zum erwachsenen Menschen einleitet.
Nach Abschluss dieser Prozesse sind normalerweise die bereits erwähnten Mechanismen der frühkindlichen Überlebensstrategien aufgrund der nun erweiterten
Interaktion des limbischen Systems mit dem nun auch entsprechend nachgereiften Neocortex weitgehend inaktiviert, d.h.
sie schlafen gewissermaßen im bereits erwähnten Mandelkern und werden bestenfalls in vom Neocortex weniger stark kontrollierten Zuständen wie Trunkenheit,
Drogenrausch oder beim Träumen sowie einer akuten Gefahrensituation wieder aktiv.
Wird dieser Inaktivierungsmechanismus jedoch irgendwie modifiziert und die abgespeicherten Mandelkernroutinen treten
auch im normalen Wachbewusstsein in den Vordergrund, kommt es zur Manifestation dieser besonderer Fähigkeiten auch im Erwachsenenalter.
Eine spätere Wechselfähigkeit bzw. bewusste Kontrolle muss im Laufe der Lebens jedoch erst noch erworben werden und nimmt dann
mit fortschreitendem Alter und wachsenden Erfahrungspool zu.
Ich betrachte sie nach obenstehender Theorie als in das Erwachsenenalter importierte frühkindliche Überlebensstrategien
mit einer ganz speziellen, mental modulierten und modifizierten Kontrolle der Kommunikation
und Interaktion zwischen Limbischem System und Neocortex.
Das Agieren mit Borderlinefähigkeiten ist meiner Ansicht nach daher nur solange als "Krankheit"
oder Behinderung zu sehen, als es unkontrolliert und somit manisch (zwanghaft) verselbständigt erfolgt.
"Die unter sich selber leiden" sind sicherlich zu bedauern, aktive "Borderliner" dagegen lernen bewusst zu kanalisieren.
So wird aus der Krankheit eine wertvolle und mächtige Sammlung von kreativen Fähigkeiten...

Lernen sie es aber nicht, oder werden in irgendeiner Weise, etwa durch permanente Konflikte mit der Umwelt daran gehindert,
können sie ähnlich wie verkannte Höchstbegabte, an Unterforderung zugrunde gehen und final als scheinbar lernunfähige, stur-aggressive, querulantischer Idioten
abgestempelt in Psychiatrien oder Behinderteneinrichtungen oft ohne Schulabschluss und Berufsausbildung ein trauriges Dasein am Rande der Gesellschaft fristen..
Da das "Reifen" zum Vollbild einer erwachsenen "Borderlinepersönlichkeit" zudem nur sehr langsam, über viele Jahre und ständig gebremst
durch extreme Konflikte mit der Umwelt erfolgt, landen viele von ihnen ohne qualifizierte Hilfe leider immer wieder über Krisensituationen per Psych-KG
in der Psychiatrie oder geschlossenen Wohnheimen. Nur zu gerne knallt man sie dort, meist aus diagnostischem und therapeutischem Dilettantismus heraus,
mit diversen Neuroleptika, Antidepressiva, Lorazepam und anderen Psychopharmaka zu, um so ein "geordnetes" (sprich: "angepasstes") Leben
in einer Gesellschaft zu ermöglichen, die in ihren Wurzeln eigentlich selbst schon lange kränkelt und es noch nicht einmal bemerkt.
Dementsprechend werden auch kriminelle Karrieren durch ständige Konflikte mit der Umwelt und entsprechend frühe Negativerlebnisse
mit Polizei und Justiz begünstigt,
und damit das Finden einer eigenen Position innerhalb unserer moralisch-ethischen Gesellschaftsnormen
sowie kausal eine persönliche, sinnvolle Bewertung von GUT und BÖSE, resp. RECHT und UNRECHT verhindert.
Letzten Endes kann es also leicht passieren, dass sie oftmals Jahrzehnte in geschlossenen Einrichtungen, der Forensik oder Gefängnissen vor sich hinvegetieren,

was allerdings auch in anderen psychosozialen Rand- und Problemgruppen keine Seltenheit darstellt.

Durch die aggressive Dauermedikation über viele Jahre ruinieren sich die meisten dieser Menschen zudem ihre körperliche Gesundheit und Hirnchemie,
neigen zu Adipositas sowie Anorexie und anderen Essstörungen, entwickeln eine funktionelle Polytoxikomanie,
final dann Spätdyskinesien, Parkinson, bzw.chronische Parkinsonoide und unter Umständen auch schwerste Depressionen mit suizidal-letaler Prognose.
Wichtige Erklärungen der Ursachen und Hintergründe ergeben sich auch hier u.a. von Seiten der Neurologie.


Neurologie

Ein neurologischer Denkansatz besagt, dass jeder neugeborene Mensch, sowohl pränatal im Mutterleib, als auch die ersten postnatalen Monate bis Jahre nach der Geburt
aufgrund der zu diesem Zeitpunkt noch unterentwickelten neocorticalen und präfrontalcorticalen Funktionen lediglich über ein mandelkerndominiertes,
Notprogramm zum Überleben ohne ausgeprägte neocorticale Unterstützung verfügt, da dieses Hirnareal im Limbischen System
bereits schon jetzt relativ effizient funktioniert. Dies könnte man auch als eine Art früher Borderline-Grundausrüstung sehen,
bis sich dann nach der Geburt und mit wachsender Reife des präfrontalen- und Neocortex auch synchron eine immer adäquatere,
bewußte Erlebniserarbeitung und Gefahreneinschätzung entwickeln und diese "kleinkindlichen Sonderfähigkeiten" des limbischen Systems
im normalen Lebensverlauf irgendwann fast völlig in den Hintergrund treten:
Der Mensch ist "erwachsen" geworden.

Diese abgeschlossene Entwicklung entscheidender Regionen im Stirnhirn, nämlich des präfrontalen Cortex ist immens wichtig für die direkte Kommunikation
zwischen dem sog."Gefühlshirn" des limbischen Systems, und dem Denkhirn, also dem Neocortex. 

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die karikaturistische Wahrnehmung der Borderliner, die sich sowohl mental als auch rational
meist sinnbildlich sozusagen in extremem Schwarz-Weiß-Denken ohne dazwischenliegende Graustufen ausdrückt.
Auch dies spricht offenbar für eine Einschränkung der aktiven Kommunikation des rational korrigierenden Neocortex
mit der irrational-emotionalen Signalverarbeitung im Limbischen System, vermutlich durch einen funktionell teilinsuffizienten, präfrontalen Cortex.
Es kommt zu den von Borderlinern hinlänglich bekannten Über-und Untertreibungen, sowie daraus resultierender,
mehr oder weniger stark ausgeprägter
pseudologischer Symptomatik..
Damit ist natürlich zunächst auch die Fähigkeit zu kreativen Kompromissen erheblich eingeschränkt und muss nachträglich mühsam erarbeitet werden.

Aus neurologischer Sicht ist diese präfrontale Region u.a. auch der Sitz des bewußten ICH-Erlebens, also des (Sich) Selbstbewusstseins.

Stellen Sie sich nun bitte einmal vor, irgendwann in der Kindheit, also vor dem Abschluss der normalen Entwicklung all dieser Hirnstrukturen
oder gar noch innerhalb des Mutterleibes (pränatal) treten plötzlich traumatisierende Erlebnisse ein.
Als einfachstes Beispiel kann sich z.B. (von der Mutter oft unbemerkt) die Nabelschnur vorübergehend um den Hals des Fötus wickeln und so
durch Sauerstoffmangel eine mit massiven Todesängsten verbundene Erlebnisstruktur induzieren, welche mangels anderer neurologischer Verarbeitungsmöglichkeiten
lediglich durch das noch junge, limbische System, speziell eine noch unerfahrene Amygdala extrem schnell analysiert und sofort als erste Negativerfahrung
im mandelkerninternen Angst- und Gefahrengedächtnis abgespeichert wird.
In den meisten Fällen entwirrt sich die Nabelschnur zwar im weiteren Verlauf von selbst und ermöglicht so wieder ausreichende Sauerstoffzufuhr,
Die gefühlsmässigen Erfahrung des Vorganges bleiben aber weiterhin ein ganzes Leben im Datenspeicher der Amygdala
und können selbst nach vielen Jahren auch beim mittlerweile Erwachsenen Menschen noch durch entsprechende Trigger
rätselhafte Panikreakt
ionen (z.B. Phobien) sowie schwere chronische Angststörungen, oft ohne erkennbaren aktuellen Realitätsbezug (z.B. Phobophobien) auslösen.
Dabei sind diese Störungen umso ausgeprägter, je stärker, öfter und vor allem je früher die Amygdala die entsprechenden Informationen speichert.
Sie bilden im Gegensatz zu späteren,bereits vom Neocortex korrigierten Einträgen eine Art Basisinformationspool, der so gut wie immun gegen jede Art
von Lösch- oder Überschreibversuche in späteren Lebensabschnitten ist.
Pränatale und frühkindliche Traumen zeigen sich deshalb besonders therapieresistent und erzeugen grundsätzlich chronische Verläufe.

Eine Liste von bekannten Phobien finden Sie u.a. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste von Phobien

Siehe auch:
www.agsp.de/html/r163.html

Links zur Neurologie
www.bertramkoehler.de/Denken.htm
www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/psychologie/emotionen/interview_huether.jsp
www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/news/langzeitgedaechtnis-wie-sich-starke-gefuehle-verankern_aid_425927.html
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEHIRN/GehirnEmotion.shtml

Weitere Links
www.borderline-borderliner.de/
www.borderlinenetzwerk.de
www.borderline-plattform.de
www.wasserringe.net/
http://behinderung.org/gesetze/SchwbG.htm


2. Post Traumatische Belastungs Störung
(PTBS/PTSD)
(Engl.: post-traumatic stress disorder)

(F43.1) Die Posttraumatische Belastungsstörung
welche in einen chronischen Verlauf übergehen kann und dann zu einer
(F62.0) Andauernden Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung wird.


Vermutlich ist die PTBS so alt wie die Menschheit selbst und manifestiert sich als Auffälligkeit
seit Entwicklung des frühen, primitiven Neocortex der Primaten.
Die ersten neuzeitlich dokumentierten Störungen dieser Art wurden meines Wissens durch genauere Untersuchungen
psychisch auffälliger Kriegsheimkehrer aus dem Koreakrieg (1950-1953) beschrieben.
Es gibt aber durchaus auch entsprechende Schilderungen in weitaus älteren Romanen, Biografien und Erfahrungserichten.

Sie entsteht nach neueren Erkenntnissen zunächst einmal unabhängig vom psychischen Stabilitätsstatus
als Folge bzw.Begleiterscheinung eines Versuch des Organismus, eine mögliche Existenzbedrohung zu überstehen
und ist daher trotz der vielschichtigen Symptomatik, welche nicht selten an bestimmte Formen
dissoziativ-schizoider Persönlichkeitsstörungen bis hin zu produktiv halluzinatorischen Geisteskrankheiten erinnert,
ursächlich keine Störung im Sinne von Dysfunktion, geschweige denn ein klassisches, psychiatrisch-psychologisches Krankheitsbild.
Allerdings führt sie im Gegensatz zur nur kurzfristigen Posttraumatischen Belastungs-Reaktion (PTBR) zu einer unterschiedlich lang
nachwirkenden Beinträchtigung des normalen Lebensablaufes und interferiert dann durchaus auch mit anderen, möglicherweise
bereits vorher vorhandenen Störungen. Das PTBS entsteht, im Unterschied zu einer akuten Belastungsreaktion
(z.B. nach einer noch nicht allzulange zurückliegenden Vergewaltigung mit Symptomdauer bis zu maximal einem Monat),
normalerweise als (oft um Jahre verzögerte) Folgereaktion auf schon länger zurückliegende, traumatisierende Erlebnisse.
Dabei treten die Symptome länger als einen Monat als ständige Rezidive auf.
Ab einer Dauer von 3 Monaten wird die PTBS als chronisch bezeichnet. Dies ist bei den meisten polytraumatisierten Menschen der Fall.
Mittlerweile weiß man, dass nicht nur Kriegsgeschehen, sondern so gut wie jedes traumatisierende Ereignis,
allen voran Vergewaltigungen und Folter, zu dieser Störung führen können.

Ausprägung und Prognose sind unter anderem sehr abhängig vom Lebensalter, in welchem ein Idividuum traumatisiert wird.
Je jünger das Opfer, je unentwickelter also das (noch kindliche) Gehirn, desto dramatischer kann sich auch eine spätere PTBS entwickeln.
Dazu kommt noch die signifikant hohe Wahrscheinlichkeit der Kombination mit einer parallel verlaufenden
Borderline Persönlichkeits Störung (
BPS), da die während der Traumatisierung ablaufenden Mandelkernroutinen
in diesem Stadium der Hirnentwicklung die einzig verfügbare psychische und physische,
zum Überleben erforderliche Abwehrreaktion des kindlichen Gehirnes darstellen.
Der Mandelkern kann zu diesem frühen Zeitpunkt jedoch noch nicht zwecks Verarbeitung auf rational sinnvolle Weise
mit dem kindlichen Neocortex kommunizieren, alle das Trauma betreffenden Informationen werden daher meist zusammen
mit einem abgespaltenen Persönlichkeitsschnipsel lediglich abgespeichert und somit auf unbestimmte Zeit
erst einmal dem Zugriff des Wachbewusstseins entzogen.
Erst nach einer mehr oder weniger langen Latenzphase beginnt das traumatisierte Gehirn mit der partiellen Reaktivierung
der gespeicherten Informationen, wobei etwa immer stärker werdende Albträume oder Entwicklung auffälliger Verhaltensweisen
in den Vordergrund treten, die in der Regel dann wiederholt durch (bis dato noch unbekannte)
Trigger ausgelöst werden.
Die Liste der möglichen Einzel- und Kombinationssymptome füllt einige Buchmeter Fachliteratur,
so dass durch die interaktive Vernetzung von mehreren Einzelstörungen oftmals ein falsches Gesamtbild entsteht,
welches dann eine vernünftige Diagnostik extrem erschwert oder gar unmöglich macht.
Da dies in gewissem Sinne aber auch für
Borderline Persönlichkeits Störungen (BPS) alleine gilt,
kann man beide Störungen zuweilen differentialdiagnostisch kaum voneinander trennen.

Dabei können Beobachtungen der traumatisierenden Ereignisse durchaus ebenso traumatisierend wirken wie eine direkte Beteiligung als Opfer.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch aufgrund oder während einer traumatisierenden Situation das Vollbild der PTBS entwickelt,
wird dabei sowohl über bestimmte Risikofaktoren als auch genetische Dispositionen mitbestimmt.
(Siehe hierzu auch :
Erblich oder nicht? )

Risikofaktoren sind in erster Linie belastende Lebensereignisse oder Lebensumstände,
wie traumatische Erlebnisse, wobei deren Dauer und Stärke
sowie eine Reihe von zusätzlichen, verstärkenden als auch abschwächenden Faktoren
von eminenter Bedeutung für Art und Ausprägung der sich entwickelnden PTBS und der resultierenden Symptome sind..
Solche können z.B. sein:

Traumatisierenden Erlebnisse Verstärkende Faktoren Abschwächende Faktoren Symptome
Sexueller Missbrauch, insbesondere in der Kindheit
Tod oder Trennung von nahestehenden Bezugspersonen
Schwere Unfälle
Terroristische Anschläge oder Amokläufe
Kriegserfahrungen und Naturkatastrophen
Mobbing
Vergewaltigung und Inzest
Stalking
Labile Familienverhältnisse
Erziehungsstil der Eltern
Depressionen
Sexuelle Spannungen
Zwischenmenschliche Konflikte
Rauchen, Alkohol und Drogen
Polytoxikomanie
Stress
akute und chronische Angsterlebnisse (Phobien)
Viele Erfolgserlebnisse
Stabiles Umfeld
Hohe soziale Kompetenz
Gute Beziehungsfähigkeit
Sexuelle Ausgeglichenheit
Hoher sozioökonomischer Status
Gute Beziehung zu den Eltern
Gesundheit
Phobien
Teilamnesie
Sexuelle Störungen
Suizidversuche
Selbstverletzung
Aggressivität
Suchtaffinitäten
Persönlichkeitsveränderungen
Dissoziation

Bestimmte genetische Dispositionen führen u.a. zu einer chronischen Anreicherung von neurogen wirkenden Enzymen der Gruppen
MAO-A und MAO-B (MonoAminoOxidase), welche normalerweise für den Abbau verschiedener Hormone und Neurotransmitter
aus der sog.
Stressachse (Adrenalin, Noradrenalin, Serotonin) sorgen. Dadurch kommt es über zu niedrige Neurotransmitterspiegel
und der damit verbundenen mangelhaften Signalübertragung vermehrt zu depressiven Grundeinstellungen im Gehirnstoffwechsel,
welche ebenfalls als verstärkende Faktoren zu einer erhöhten
Vulnerabilität bezüglich BPS und PTBS führen (s. Tabelle).
Auch Nikotin und Alkohol sowie die meisten Drogen greifen stimulierend in einige dieser neurochemischen Prozesse ein,
die eng mit der Stressachse aber auch dem Suchtgedächtnis der Amydalla in Verbindung stehen.
Rauchen kann daher ebenso wie Betrinken und das Konsumieren bestimmter Drogen die Symptome der PTBS kurzfristig mildern,
weshalb man in Fachkreisen bei einer durch PTBS bedingten Trunk- oder Drogensucht sowie chronischer Polytoxikomanie
hier auch auch von
Eigenmedikation spricht.
Die mögliche, kurzfristige Erleichterung führt nach Abklingen der betäubenden Abstumpfung oder auch Stimmungsaufhellung nämlich
langfristig eher zu einer gegenteiligen Wirkung durch forcierte Enzyminduktion (extrem beschleuniger Abbau) sowie erneutem Sensibilisieren der Amygdala
mit positiver Modifikation des Suchtgedächtnisses (zwanghafte Dosissteigerung) und verschlimmert damit final die gesamte Symptomatik eines bereits bestehenden PTBS.
Medikamente aus der Gruppe der Benzodiazepine wie Diazepam (Valium), Bromazepam (Lexotanil, Normoc) und Lorazepam (Tavor) sowie Alkohol sollten
daher bei Patienten mit PTBS möglichst vermieden werden, da sie oft zusätzlich massive dissoziative Störungen wie Halluzinationen,
schizoide Schübe, produktive Psychosen, Paranoia sowie Panikattacken und vor allem Flashbacks auslösen.
Vermutlich gilt dies aber für alle schnell und kurzfristig wirkenden Substanzen, da mir ihr typisches Wirkungsprofil ideal erscheint, um sich mit dem
Reaktions-Zeit-Profil des Mandelkern zu synchronisieren und damit die angeschlossenen Stressachse entsprechend.zu bedienen.
In der Tat fällt eine Polarisierung der Borderliner/PTBS-ler in zwei antogonistische Richtungen auf:
Die eine Gruppe möchte sich ständig nur betäuben ("platt machen") und bevorzugt daher Beruhigungs- und Betäubungsmittel.
Die andere Gruppe dagegen eher anregende, adrenerg wirkende Medikamente, wie Aufputschmittel oder Antidepressiva.
Antidepressiv wirkende Benzodiazepine (speziell Bromazepam) sind dabei besonders gefährlich, da sie z.B. bei schweren larvierten
Depressionen über eine scheinbare Stimmungsaufhellung die vorher eher passiven Patienten wieder handlungsfähig machen und dann zur
Dekompensation latenter suizidaler Absichten mit letalem Ausgang führen können.
Um die recht komplexen Zusammenhänge bei Angststörungen im Zusammenhang mit PTBS besser zu verstehen,
ist auch hier ein kleiner Ausflug in die Neurologie sinnvoll.


Neurologie

PTBS ist eine komplexe, erworbene Angststörung mit dominierender Beteiligung der Amygdala (Mandelkern).
Dies ist ein Gehirnareal im Limbischen System, welches überwiegend für die
ultraschnelle Konvertierung potentiell bedrohlicher Sinnesreize (z.B. Schmerzen, Angst)
in eine lebenserhaltende Alarmreaktion verantwortlich ist. Dabei sollte im "Normalfalle" parallel über Interaktion mit
präfrontalem Cortex und Neocortex und dem
Nucleus accumbens (= zum Mandelkern antagonistisch wirkendes Belohnungs- und Beruhigungssystem) eigentlich bereits hier auch eine relativierende
Bewältigungseinschätzung erfolgen, bevor weitere Impulse, etwa über die sog.
"Stressachse"
(= Hypothalamus/Hypophyse/Neurotransmitter
---->Sympathikus/Nebenierenrinde/Adrenalin) körperliche Abwehr- und Schutzreaktionen auslösen.
Der initiale Hauptmechanismus einer Angstreaktion im Mandelkern funktioniert, stark vereinfacht dargestellt, folgendermaßen:
Die Eingangs-Neuronen der
Amygdala empfangen durch Projektion über den (sensorischen) Thalamus mittels dem schnellen Neurotransmitter Glutamat ständig Impulse
der visuellen und auditiven Wahrnehmung. Das würde normalerweise dann aber auch zu einer sofortigen und ständigen Erregung
des Mandelkernes führen, wenn dieser nicht durch das gleichzeitige Vorhandensein des erregungshemmenden
GABA im Ruhezustand gehalten würde.
GABA entsteht mittels Glutamat-Decarboxylase aus Glutamat und steht mit diesem als dessen Antagonist in den Mandelkernneuronen in einem biochemischen Gleichgewicht.
Der Ruhezustand im Mandelkern entspricht dabei ebenso wie die Aktionsschwelle einem individuell spezifischen Konzentrationsverhältnis von
GABA und Glutamat,
kann also als hochempfindliches, labiles Gleichgewicht im Sinne eines neurokybernetischen Regelmechanismus gesehen werden.
Wird dieses Gleichgewicht nun etwa durch Summierung einer bestimmten Anzahl zusätzlicher Erregungs- oder auch Beruhigungsimpulse
zugunsten der
Glutamat- oder GABA-Konzentration in den Zellen verschoben, kommt in der Amygdala ein Aktionspotential zustande, welches das jeweils nächste Glied
in einer vernetzten Neuronen-Kette erregt und so final zur Aktivierung oder auch Hemmung weiterer Hirnareale (z.B. Thalamus, Hypothalamus, Hypophyse)
mit dem Ergebnis entweder der Angstausbreitung mit Ansteuerung der Stressachse oder eben auch deren Beruhigung führt..
Dabei muss man allerdings wissen, dass der Mandelkern sich keineswegs nur wie ein passiver Schaltverstärker verhält, sondern die aktive Fähigkeit
einer extrem schnellen Gefahrenanalyse beherrscht. Das dieser Gefahrenanalyse zugrunde liegende Referenzmuster kann,
unabhängig davon ob es angeboren ist erst oder durch prä- und postnatale Modifizierung erworben wurde, schon im Eingangskern der Amygdala dazu führen,
dass durch diesen die nachfolgenden Kerne entweder ruhig gehalten werden (schnelle Beruhigung) oder auch zu feuern beginnen (Angst-/Panikreaktion).
Reagiert die Amygdala normal, wird sie auch nur durch solche Reize erregt, die tatsächlich eine Gefahr darstellen könnten.
Durch entwicklungssynchrone, prä- und postnatale Modifizierungsprozesse in der Genexpression des kindlichen Gehirns
einschließlich möglicherweise dabei abgespeicherter Fehlinformationen und sonstigen Entwicklungstörungen, etwa durch ein frühes Trauma,
kommt es jedoch sehr leicht zur Abspeicherung abnormer Reaktionsroutinen, die dann im späteren Leben den erwachsenen Menschen sehr belasten können
und überhaupt nicht mehr oder nur sehr schwer zu korrigieren sind. Dabei ist eine gewisse Grundempfindlichkeit gegenüber Schmerzen und Angstreizen (
Vulnerabilität)
vermutlich zunächst einmal (rassen- und individualgenetisch?) festgelegt. Was den Einen umhaut, ringt dem Anderen vielleicht nur eine Schrecksekunde oder ein müdes Lächeln ab.
Ständige Lernprozesse schon pränatal im Verlauf der intrauterinen Entwicklung und postnatal im täglichen Leben und Erleben füllen aber allmählich
einen Erfahrungspool und steuern damit eine fortlaufende Konditionierung des limbischen Systems.
Aus dem Zusammenspiel von Genom und aktuellem Konditionierungsstatus ergibt sich dann der jeweils aktuelle Maßstab für die zukünftige Bewertung von Angstreizen.
Der Präfrontale Cortex sollte so nach einer angemessenen Zeit der Gefahrenanalyse dann eine bewusste, angemessene Anpassung der (Abwehr-?) Reaktionen
durch entsprechende Gegenregulationen sowohl direkt in Richtung der
Amygdala, als auch über den "systemberuhigenden" Parasympatikus (N.Vagus)
als antagonistischer Gegenspieler des "systemerregenden" Sympatikus (Grenzstrang) im vegetativen Ner
vensystem bewirken, und die bereits ausgelösten
Stressreaktionen entweder forcieren (Verteidigung, Angriff, Abwehr) oder zurückfahren (Entwarnung, Beruhigung).

Siehe auch:

www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/8/bc/vlu/neurotransmission

Man sollte nun im Idealfalle dadurch angemessen reagieren und sich nach bewusster Einschätzung und/oder erfolgreicher Abwehr der vermeintlichen bzw.
tatsächlichen Gefahr allmählich wieder beruhigen und auch die vegetativen Begleierscheinungen, wie beschleunigter Herzschlag usw. normalisieren sich rasch wieder.

Soweit, so gut! Bei den meisten Tieren funktioniert diese Steuerung auch nahezu perfekt!
Beim Menschen dagegen hängt sich dieses immerhin noch aus der Urzeit stammende Regelsystem
alleine schon durch die Einbindung des wesentlich komplexeren und zugleich langsameren humanen Neocortex leider des öfteren auf und reagiert dann auch
nicht mehr adäquat auf die interne oder externe Entwarnung.
Dadurch kann es zu ausgeprägten Angststörungen, den bereits erwähnten Flashbacks, sowie totaler körperlicher und seelischer Blockade kommen.
Menschen in diesem Zustand sind vor allem hilflos, desorientiert und oft auch völlig handlungsunfähig,
was sich logischerweise i
m Sinne der ursprünglichen Schutzfunktion dann eher kontraproduktiv auswirkt.

 

Links zur Neurologie
www.bertramkoehler.de/Denken.htm
www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/psychologie/emotionen/interview_huether.jsp
www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/news/langzeitgedaechtnis-wie-sich-starke-gefuehle-verankern_aid_425927.html
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEHIRN/GehirnEmotion.shtml


Was sind Trigger?

Trigger sind mit einem traumatischen Ereignis in der Vergangenheit verknüpfte, spezifische Sinnesreize,
die eine nachfolgende Panik- oder Angstreaktion bzw. einen Flashback in der Gegenwart auslösen.

Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlüsselreiz#Erlernter_Schlüsselreiz



Man kann 3 Arten von Triggern unterscheiden:

A... Unmittelbare Trigger (Primärtrigger)
Das sind Gegenstände, Personen, Situationen, Ereignisse und Sinneswahrnehmungen in der Gegenwart,
die den direkten traumatisierenden Faktoren in der Vergangenheit sehr ähnlich oder mit diesen identisch sind.

Beispiel:
Wenn ein Trauma in der Vergangenheit mit einem bestimmten Gegenstand (z.B. Folterwerkzeug) ausgelöst wurde,
so kann der erneute Kontakt mit einem ähnlichen Gegenstand einen Flashback auslösen.

B...Mittelbare Trigger (Sekundärtrigger)
Das sind Gegenstände, Personen, Situationen, Ereignisse und Sinneswahrnehmungen in der Gegenwart,
die mit den direkten traumatisierenden Faktoren in der Vergangenheit zwar nichts zu tun haben,
jedoch zufälligerweise die Aufmerksamkeit des Betroffenen während der traumatischen Ereignisse erregt haben.

Beispiel:
Wenn ein Trauma in der Vergangenheit mit einem bestimmten Gegenstand (z.B. einem Strick) ausgelöst wurde
und man sich dabei in einem grün tapezierten Raum befand, so kann nicht nur der erneute Kontakt mit einem ähnlichen Gegenstand
einen Flashback auslösen, sondern auch der Aufenthalt in grün tapezierten Räumen oder schlechthin die Farbe grün.

C...Komplexe Trigger (Kreuztrigger)
Das sind zwei oder mehrere miteinander gekoppelte Primär- und /oder Sekundärtrigger,
die aber nicht einzeln, sondern nur in dieser speziellen Kombination einen Flashback auslösen.

Beispiel:
Wenn ein Trauma in der Vergangenheit mit einem bestimmten Gegenstand (z.B. einem Strick) ausgelöst wurde
und man sich dabei in einem auffallend grün tapezierten Raum befand, so ist es möglich, dass in diesem Falle nicht alleine
der erneute Kontakt mit einem ähnlichen Gegenstand oder der Aufenthalt einem grünen Raum einen Flashback auslösen,
sondern nur das gleichzeitige Vorhandensein beider Komponenten, also dem Strick und der Farbe Grün.
Eventuell reicht hier dann auch auch ein grüner Strick.


Wie kommt es zum Flashback?

Kennen Sie den schon?

WAS sehen Sie?
Sie sehen, dass Sie
NICHTS sehen!
WARUM Sie nichts Sehen,
werden Sie
später sehen.
Sehen Sie?

Der Spruch ist recht albern, trifft aber irgendwie den Kern bezüglich unserer Wahrnehmung!
Sinnesspezifischen Rezeptoren sorgen für einen permanenten Informationsfluss zu den verarbeitenden Eingangsneuronen unseres zentralen Nervensystems.
Dieses nimmt dadurch Veränderungen im Bereich des Körpers und der unmittelbaren Umgebung wahr. Dabei unterscheidet man afferente (hinführende) Reize
an übergeordnete Zentren und efferente (wegführende) Reizantworten z.B. in Richtung der darauf reagierenden Erfolgsorgane.
Diese Sinnesreize werden aber nicht nur wahrgenommen, sondern zusätzlich zeitsynchron zu den jeweiligen Ereignissen mit kommentierenden
und beurteilenden Gefühlen wie Wut, Trauer, Freude, Angst oder Ekel verknüpft. Dadurch sind wir nicht nur in der Lage, zu hören, zu sehen und körperlich zu fühlen,
sondern auch emotional etwas zu empfinden. Alle auditiven und optischen Reize werden von der pränatalen Phase an bis zu unserem Ableben wie
eine riesige Multimediadatei fortlaufend protokolliert, bewertet, modifiziert aktualisiert und abgespeichert und ermöglichen uns so unser Gedächtnis.
Die corticale Verarbeitung und Bewertung vom Sinnesreizen bis hin zur aktuellen Wahrnehmung des bewußten ICHs
erfolgt jedoch nicht in Echtzeit sondern je nach Signalweg und Signalart über Neurotransmitter oder auch direkte,
synaptische Verschaltungen mit einer gewissen Verzögerung. Das erinnert ein wenig an zeitversetztes Fernsehen mittels digitalem Videorekorder.
Allerdings kann man die Aufnahme in diesem Falle nicht anhalten. Lediglich bewusst aufgerufene Erinnerungen lassen sich selektieren,
in ihrem Verlauf gewissermaßen vor und zurückspulen und sind in dieser vereinfachten Wiedergabeart normalerweise "kalt", d.h. nicht über den rein informativen
Rahmen von "WAS?", "WANN?", "WO?" und "WIE?" hinaus verfügbar. Der sich Erinnernde betrachtet diese Filme oder Bilder gewissermaßen auf einem inneren Bildschirm,
in einer eher distanzierten Beobachterrolle ohne sich selbst emotional aktiv in die Geschehnisse der Vergangenheit einbringen zu müssen.
Dass dieses aktive Einbringen, also das Mitfühlen bis hin zur (emotionalen) Identifikation mit der eigenen oder auch fremden Persönlichkeiten
in solchen vergangenen Szenarien aber dennoch möglich ist, bildet einerseits die Basis für (kontrolliertes) Mitgefühl und Träume.
Entgleist zuweilen aber auch in (unkontrollierte) Übertragungen, produktive Psychosen, Depersonalisierungen und Flashbacks.
Im Falle der produktiver Psychosen und Träume werden schon vorhandene Erinnerungen schöpferisch mit Modifikationen
und neuartigen Handlungsmustern überschrieben und oft realitätsfremde Handlungsabläufe völlig neu entwickelt, ohne dass ein direkter Bezug zur realen Erinnerung besteht.
Nichtsdestotrotz werden aber psychotische sowie geträumte, oft irrationale Handlungsabläufe ebenso abgespeichert wie reale Erlebnisse und können sich
bei einer entsprechenden Bewertungsstörung auch unkontrollierbar miteinander vermischen.
Im Falle traumatischer Ereignisse stehen dabei in der Regel immer wiederkehrende Erinnerungen an das Trauma im Vordergrund,
auch wenn sie oft zum Zeitpunkt des Traumas durch selbstschützende Dissoziationen verfälscht werden können und so dem späteren Flashback
einen pseudopsychotischen Charakter verleihen.

Eine wichtige Rolle bei allen posttraumatischen und angstinduzierten Störungen spielt der sog."innere, sichere Ort".
Rückzüge an solche inneren, sicheren Orte sind an sich nichts Ungewöhnliches, sie gehören vielmehr zur ganz normalen mandelkernbasierten
Selbstschutzroutine (insbesondere kindlicher Gehirne).
Mentale Flucht in eine andere (vemeintlich "sicherere") Welt entbindet das kindliche Gehirn nämlich von der direkten Auseinandersetzung mit einer akuten Gefahr in der Realität,
welche es zu diesem Zeitpunkt seiner Entwicklung möglicherweise neurologisch und psychisch (noch) nicht ohne bleibende Schäden überstehen würde.
Da ein Kind in der Regel weder physisch noch seelisch in der Lage ist, sich gegen akute Gefahren, wie Gewaltakte und (insbesondere!) sexuellen Mißbrauch
effizient zur Wehr zu setzen oder zumindest zu flüchten, bleibt ihm also körperlich gesehen nur Passivität (somatischer Totstellreflex) und seelisch gesehen
nur Dissoziation (mentaler Totstellreflex) in ein leidendes "Opfer-Ich" und ein beobachtendes "Beobachter-Ich", um die Schäden am Individuum
so gering wie möglich zu halten und somit die Krisensituation sicher zu überleben.
Beide seelischen Anteile werden dabei als autonome Einzelpersonen zwar parallel erlebt, aber getrennt gespeichert.
Das erinnert ein wenig an verschiedene Nutzerkonten innerhalb eines Computerbetriebssystems.
Diese Anteile sind auch zahlenmäßig keineswegs auf nur 2 beschränkt, sondern können sich, inbesondere bei polytraumatisierten Personen, durch verschiedene oder auch fortgesetzte Traumatisierungssituationen sowie Retraumatisierungen durch Flashbacks mit der Zeit durchaus zu einer größeren Anzahl verschiedener Persönlichkeitsschnipsel aufsummieren,
was vermutlich auch eine der Hauptursachen multipler Persönlichkeitsspaltung im Zusammenhang mit PTBS/BPS ist.
Diese Schnipsel tauchen daher auch in späteren Analysen und Therapien als scheinbar eigenständige Personen auf.
Wobei ich jetzt einfach mal vermute, dass nur die "Opfer-Ichs" wirklich multipel sein können und das "Beobachter-Ich"
dagegen eher eine universelle (= übergeordnete?) Instanz in diesen Szenarien darstellt.

Das "Beobachter-Ich" kann später die Geschehnisse auch zumeist problemlos und emotional unberührt schildern,
ohne sich dabei selbst mit einem "Opfer-Ich" identifizieren zu müssen.
Vor allem aber, ohne dessen spezifischen Angstblockaden aufgrund Repressalien durch den/die Täter und damit verknüpften Schmerzerinnerungen zu unterliegen.
Es handelt sich bei der Dissoziation also um eine (zumindest zum Zeitpunkt des Traumas) sehr effiziente Überlebensstrategie.
Der Rückzug des "Beobachter-Ichs" an den inneren, sicheren Ort bildet daher auch in späteren Therapien und Analysen eine wichtige Basis
im Umgang mit krankhaften und manischen Angstreaktionen.

Das "Opfer-Ich" bleibt dagegen weitgehend isoliert und wird trotz aller triggergesteuerten Verknüpfungen massiv gegenüber dem Wachbewusstsein abgeblockt.
Es ist daher therapeutisch in der Regel auch nicht direkt ansprechbar, ohne gleichzeitig eine Retraumatisierung via Flashback zu riskieren.
Ein solcher Flashback kann in diesem Falle alternativ als eine Art (durch Trigger ausgelöster) entarteter Totstellreflex des Mandelkerns mit dem ursprünglichen
(allerdings hier verfehlten) Ziel des automatischen Rückzuges des "Opfer-Ichs" an einen sicheren, inneren Ort jenseits der Realität verstanden werden.
Da dieser sich in der Regel aber bereits im Zugriff des abdissoziierten "Beobachter-Ichs" befindet, wird er im Moment des Flashens dem "Opfer-Ich"
allerdings nicht mehr zur Verfügung stehen und stattdessen fatalerweise entweder durch ersatzweise Einblendung von Erinnerungen an bereits aufgezeichnete reale Ereignisse
der originalen oder auch einer ähnlichen traumatisierenden Situation in der Vergangenheit ersetzt, da für das "Opfer-Ich" ja auch nur schmerzhafte Erinnerungen im Umfeld des Traumas existieren..
Das auf diese Weise dissozierte Individuum begibt sich also final auf eine tagtraumähnliche Zeitreise, in deren Verlauf die reale Wahrnehmung teilweise oder völlig ausgeschaltet wird.
Körperlich wird diese Person dabei wehrlos, oft entsteht für die reale Umgebung der Eindruck eines völligen "Weggetretenseins" ähnlich dem Verhalten während eines Drogenrauschs oder einer Psychose.
Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass genau dieser Schutzmechanismus auch von den Tätern selbst genutzt wird, indem sie etwa durch massive Bedrohungen oder Folter,
den Flashback und die daraus resultierende Wehrlosigkeit für weiteren Missbrauch ausnutzen und zudem durch die damit verbundenen Angstblockaden auf das spätere,
dauerhafte Schweigen der (überlebenden) Opfer hoffen!
In einigen Fällen hilft hier allerdings eine modifizierte Art von Hypnose, um den vermeintlich schützenden (Angst-) Block weitgehend aufzuheben oder zumindest zu umgehen.
Auch in normalen oder medikamentös bedingten
Traumzuständen sowie unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen kann sich solch ein Block spontan lösen.

Die der Einblendung von "Ersatz-Erinnerungen" zugrunde liegenden Mechanismen sind bemerkenswert kreativ!
Einfache Beispiele aus dem täglichen Leben mögen dies erläutern:
Wer hat bei nächtlicher Fahrt auf einer dunklen Straße nicht auch schon einmal eine quer über die Fahrbahn huschende "Ratte" gesehen,
die sich dann plötzlich in ein vom Wind verwehtes Blatt verwandelt? Oder wer kennt nicht die "bedrohliche Gestalt" an der Ecke,
die sich dann bei näherem Hinschauen in Wirklichkeit lediglich als ein kleiner Busch mit einer merkwürdigen Silhouette herausstellt?
Dies ist ein Trick des Gehirns, um durch Vergleich aktueller, zu diesem Zeitpunkt jedoch noch unzureichender Informationen durch die Sinnesreize,
mit Erinnerungen an ähnliche alte Aufzeichnungen möglichst schnell ein scharfes und adäquates Bild des wahrgenommenen Objektes
in die aktuelleWahrnehmung zu projizieren. So kommt es unter Umständen anfangs zu einer vorübergehenden Fehlbewertung
und wir sehen fälschlicherweise statt des Blattes eben eine Ratte über die Straße huschen.
Stehen im Verlauf dann weitere Informationen (z.B. durch bessere Sicht) zur Verfügung, ändert das System die finale Bewertung
und die Ratte "verwandelt" sich schließlich endgültig in das tatsächlich vorhandene Blatt. Dabei ist es noch nicht einmal nötig,
jemals in der Vergangenheit eine solche Situation mit der huschenden Ratte erlebt zu haben. Dem Gehirn reichen schon Informationen,
wie solch eine Ratte in etwa ausschaut (klein, dunkel) und das allgemeine Bewegungsmuster ("über die Straße huschen"), um zusammen
mit der unscharfen aktuellen Wahrnehmung eine vorläufigeVorbeurteilung zu erstellen und uns ein entsprechendes, leicht zeitversetztes "Filmchen" vorzuführen.
In diesem Falle könnte man die unscharfe Wahrnehmung der Einzelkomponenten auch als eine Art von natürlichem Trigger für die anschließende Szene verstehen,
die hier allerdings nicht der finalen Realitätsprüfung standhält und schließlich korrigiert wird!
Flashbacks aufgrund eines PTBS beruhen auf ähnlichen Mechanismen des Zugriffs auf abgespeicherte, bereits vergangene Ereignisse und ihre Verknüpfung mit der gegenwärtigen Wahrnehmung.
Nur handelt es sich bei diesen Ereignissen dann um bedrohliche Traumen und den damit verbundenen Abwehrreflexen des limbischen Systems und der Amygdalla.
Auch hier liegt der Sinn darin, die gegenwärtige Wahrnehmung mit cerebralen Multimedia-Aufzeichnungen der Vergangenheit zu vergleichen,
um so über bestimmte Trigger die entsprechende "Stelle" in dieser fortlaufenden Aufzeichnung möglichst schnell wiederzufinden und unverzüglich die gleichen,
posttraumatisch erlernten Abwehrmaßnahmen einzuleiten, die bereits damals schon einmal das Überleben gesichert hatten.
Ob diese Maßnahmen auch im aktuellen Falle wirklich richtig oder eher falsch sind, wird in diesem Not-Mechanismus der Amygdala leider zunächst nicht weiter geprüft
und entzieht sich daher zunächst der bewussten Einflussnahme.
Dieser alternativ oder parallel zur aktuellen Wahrnehmung abgespielte "Film" - oder auch einzelne Bilder traumatischer Erinnerungen - bilden dann den Flashback.
Dabei können in diesen Filmen durchaus auch neue Elemente und Sequenzen enthalten sein, die sich nicht 100 %ig mit den tatsächlichen Ereignissen
in der Vergangenheit decken, sondern vielmehr auf anderen Erlebnissen oder kreativen Eigenleistungen des Gehirn beruhen.
Auch dissoziative Elemente des Selbstschutzes wie die bereits erwähnte Beobachterrolle oder Übertragungungen auf ereignisfremde Personen sind dabei durchaus möglich.

Siehe hierzu auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Flashback_(Psychologie)

 

Die Amygdala besitzt neben den bereits genannten Optionen und Fähigkeiten u.a. auch ein ausgeprägtes,
ultraschnelles Gefahrengedächtnis, also eine Art Arbeitsspeicher, wodurch sie auch ohne explizite Rückfrage beim präfrontalen Cortex
mehr oder weniger autonom handlungsfähig und damit durchaus in der Lage ist, bei bestimmten, einmal abgespeicherten
Triggern
unter Umgehung des Wachbewusstseins die normale (viel langsamere) bewusste Gefahrenanalyse auszuhebeln
und die Körperreaktionen über die Stressachse völlig autonom zu steuern.
Es kommt zu den bereits erwähnten Panikattacken und hysterischen Angstreaktionen, meist begleitet mit optischen Visionen aus der (traumatischen) Vergangenheit
und damit verbundener Dissoziation, Depersonalisation und Verlust jeglichen realitätsbezogenen Wachbewusstseins.
Dieser Flashback ist für den Betroffenen also in höchstem Maße mit Hilflosigkeit und Verwirrung verbunden und weckt bei vielen Beobachtern nicht selten den Anschein,
die geflashte Person verhalte sich wie auf einem
LSD-Trip. Dadurch kommt es zuweilen heftigen Konflikten mit der Umgebung, nicht selten landen Betroffene
in einer Ausnüchterungszelle der Polizei oder gar per
Psych-KG in der geschlossenen Psychiatrie.
Der Vorgang ist vergleichbar mit einer inneren, multimedialen Reise durch Raum und Zeit, denn sie kehren in diesem Zustand meist exakt
an Ort und Zeit des vergangenen Traumas zurück, werden damit in der Realität orientierungslos und oft unbeholfen wie kleine Kinder.
Bemerkenswert dabei ist, dass geflashte Personen sich aber nicht nur rein optisch-halluzinatorisch in der Vergangenheit befinden,
sondern sich synchron dazu auch alle anderen Gefühle und Sinneseindrücke des damaligen Traumas wiederholen.
Das heißt, auch alle Geräusche, Geruchs- und Geschmacksempfindungen und insbesondere Schmerzen und Ängste
werden ganz genau wie einst beim Originalereignis (Trauma) wahrgenommen, oder besser: "GEFÜHLT"!
Damit durchleben sie diese schreckliche Situation immer wieder neu und bei jedem dieser Flashbacks bestätigt sich teuflischer Weise dabei
auch das Gefahrengedächtnis der Amygdala und es kommt zu einer sogenannten Retraumatisierung, also faktisch einer Verschlimmerung des PTBS.

Die temporale Aufmerksamkeitsverteilung der realen Wahrnehmung in der Zeitachse
aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entspricht beim normalen Menschen etwa einer Gaußschen Normalverteilung.

Typisches (normales) und atypisches Wahrnehmungsprofil bei PTBS


Die aktuellen Bewertungsmechanismen einer "normalen" Wahrnehmung führen vor allem zu einer gezielt optimierten Wahrnehmung in der Gegenwart.
Zukunft und Vergangenheit spielen dagegen im bewussten HIER und JETZT eher nur eine untergeordnete Rolle.
Beim PTBS und verschiedenen anderen Persönlichkeits- und Bewusstseinsstörungen ist diese Verteilung jedoch oft verzerrt oder invertiert.
Das heißt, der Fokus der bewussten Wahrnehmung und Gewichtung der Bewertungsmechanismen für aktuelle Sinnesreize und Ereignisse
ist vor allem mandelkerndominiert auf die Vergangenheit aber auch entsprechend angstbehaftet auf die Zukunft ausgerichtet.
So kommt es zu einer starken Beeinträchtigung und Verzerrung der bewussten, gegenwärtigen Wahrnehmungsfähigkeiten.
Die Betroffenen sind mit einem Großteil ihrer Bewusstheit und Wahrnehmung nicht in der Gegenwart, sondern gewissermaßen ständig zwischen
Erinnerungen aus der (traumatischen) Vergangenheit und einer angstdomierten Zukunftsvorstellung gefangen, möglicherweise sogar mehr oder weniger dauerdissoziiert.
Während ein Persönlichkeitsanteil alle aktuellen Ereignisse überwiegend auf den Datenpool der Vergangenheit überträgt und analysierend mit diesem verknüpft,
überträgt ein anderer Anteil ständig die daraus resultierenden Bewertungsergebnisse auf stark angstdominierte Erwartungen für die Zukunft.
So leben die Betroffenen überwiegend in oder zwischen zwei irrealen Sphären:
Nämlich der bereits vergangenen und einer noch gar nicht existierenden zukünftigen Welt.

Siehe hierzu auch:
Erste Hilfe

Links:

www.aufrecht.net/utu/trauma.html

www.blumenwiesen.org/belastungsst-allgemeines.html

http://ptsd.about.com/od/selfhelp/a/flashcoping.htm

http://psychpraxzuber.de/trauma_ptbs.html

https://www.meinwegausderangst.de/ptbs-posttraumatische-belastungsstoerung/


3.Komplexe Posttraumatischen Belastungs Störungen
(KPTBS)

Was haben traumatisierte Personen
mit Borderline-Störungen zu tun?


In der Psychotraumatologie zählt man das kombinierte Symptombild von PTBS/BPS
zu den sog. "Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörungen".
Dabei ist die Ausprägung und das vernetzte Verhältnis beider Störungen (PTBS und BPS)
zueinander individuell extrem verschieden.
Erstens können traumatische Belastungssituationen ein bereits bestehendes, latentes
jedoch bisher kompensiertes Borderlinesyndrom dekompensieren und damit auslösen.
Zweitens hat die Auseinandersetzung von Borderlinern (bzw.Menschen mit BPS)
mit traumatisierenden Extremsituationen eine ganz besondere Qualität im Sinne der Überlebensstrategie.
Eine
bereits vor dem Trauma klinisch manifestierte Borderline-Persönlichkeitsstörung
wird sowohl in akuten, erstmaligen Belastungssituationen (z.B. aktuelles Trauma) als auch von bereits primär traumatisierten
oder gar polytraumatisierten Menschen (mit chronischer Ausprägung) oft als Mittel
der Schmerzbewältigung/Abwehr umfunktioniert ("Eigenmedikation") und später dann im Flashback vom nachträglich erworbenen PTBS moduliert.

Trauma-Opfer dissoziieren sich z.B. oft während der traumatisierenden Vorgänge (und auch später während eines Flashbacks)
und spalten dabei unter Umständen eine oder mehrere "Persönlichkeitsschnipsel" ab, die dann in der Regel vom Opfer in eine Beobachterrolle wechseln.
Bei späteren Untersuchungen, etwa unter Explorationen mit und ohne Hypnose, können diese Persönlichkeitsschnipsel dann einzeln,
bei polytraumatisierten Opfern, aber auch oft als multiple Persönlichkeiten, wie distanzierte Beobachter als Zeugen der Geschehnisse
auftreten und somit hartnäckig ihre wahre Identität als Opfer leugnen.
Natürlich ergeben sich dadurch enorme forensische Probleme, wenn etwa im Falle einer erfolgten Anklage von Straftätern
die mutmaßlichen Opfer in einem laufenden Prozess als Zeugen aufgerufen werden und sich schon bei der geringsten Belastung durch Fragen
oder auch nur die bloße Anwesenheit der Täter im Gerichtssaal triggern und dissoziieren lassen.
Das geht beim Borderlinesyndrom dann leider oft so weit, dass sie sich aus einer automatischen Selbstschutzroutine heraus
und/oder einfach nur aufgrund der dem BPS eigenen pathologisch-karrikativen Wahrnehmungsstörung
in mehr oder wniger schwere Widersprüche und teilweise völlig absurde Über- und Untertreibungen der betreffenden Sachlage verstricken,
was natürlich nicht gerade zur Glaubwürdigkeit vor Gericht beitragen dürfte.
Diese Personen sind also aufgrund Ihrer definitiven Instabilität im rein juristischen Sinne leider nur bedingt vertrauenswürdig
und scheiden damit selbst unter Vereidigung als "normale" verbindlich Zeugen aus, da sie ja nicht bewusst lügen,
sondern aufgrund bereits geschilderter Mechanismen und Zusammenhänge lediglich das berichten und evtl. ausschmücken,
was sie ja selbst nur mit einer unrealistischen, teils irrationalen Wahrnehmung aufgenommen haben.
Dabei wird die tatsächliche Diskrepanz zur Realität umso größer sein, je jünger die Opfer während des betreffenden Erlebnisses waren
und je stärker das traumatisierende Ereignis selbst war. Als besonders traumatisierend gelten z.B. Todesängste sowie alle Formen von Inzest,
allgemein sexueller und nichtsexueller Missbrauch, Folter und Vergewaltigungen. Am schlimmsten trifft dies in der Regel logischerweise Säuglinge und Kinder.
Ein Vorsatz zur Lüge ist daher allemal weder nachweisbar noch wahrscheinlich.

Siehe hierzu auch:
Wie kommt es zum Flashback?
Was sind Trigger?

 

Forensisch und juristisch bedeutet das also insbesondere:
Diese Menschen schildern im Endeffekt möglicherweise nicht das,

was
sie gesehen haben (geschweige denn, was tatsächlich passierte),
sondern
eher wie sie es gesehen und vor allem gefühlt haben.


Dieses Phänomen ist schon lange bekannt als ein Zustand des
Pseudologischen Selbstschutzes (Stichwort: Pseudologia Phantastica )
und gilt seit
Anton Delbrück (1891) als "Drang zum krankhaften Lügen und Übertreiben".
Es hat nach neuerem ICD-10 allerdings keinen eigenen Diagnose-Code mehr,
sondern wird nur noch allgemein einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (
ICD-10: F60.8) zugeordnet
und ist außerdem ein bekanntes Teilsymptom bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen.

So entsteht leicht ein zunächst scheinbar undurchschaubares, interaktives Netzwerk sich gegenseitig überlagernder neurotischer und (pseudo-)psychotischer Symptome,
die selbst von Fachpsychiatern nicht mehr eindeutig differenziert, geschweige denn korrekt (differenzial-)diagnostiziert werden können.
Im
Vordergrund stehen dabei die durch bestimmte, akute Situationen oder Ereignisse (TRIGGER) ausgelöste mentale"Zeitreisen" in die Vergangenheit (Flashbacks).
Dabei schieben sich entweder einzelne Bilder oder oft ganze Filme als eine Art "
cerebraler Multimediaaufzeichnung" aus der traumatischen Vergangenheit
blitzartig (Flash=Blitz) unter oder über das aktuelle Wachbewusstsein und können dabei durchaus den Anschein des Vorhandenseins
einer echten produktiven Psychose erzeugen.

In der Regel führt diese Reise in die eigene, traumatische Vergangenheit für den Betroffenen zu einem teilweisen oder völligen Realitätsverlust.
Dabei muss man sich nämlich bewusst machen, dass es sich hier nicht nur um bloße Erinnerungen in Wort und Bild handelt,
die man ja leicht als eine Art harmlosen "Tagtraum" abtun könnte. Nein, wirklich alle Sinneseindrücke aus der Vergangenheit
(Gerüche, Geschmäcke, Gefühle wie Angst, Wut, Schmerz, Trauer usw.) werden synchron zu einem innerlich ablaufenden Film assoziiert.
Der getriggerte Mensch befindet sich also während seines Flashbacks zumindest mit einem Teil seiner aktiven Wahrnehmung in der Vergangenheit,
erlebt diesen traumatisierenden Abschnitt seines Lebens immer wieder aufs neue, und wird durch diese interaktive Erinnerung natürlich
bei jedem "Durchgang" auch erneut retraumatisiert.
Wenn ein versierter Therapeut allerdings weiß, dass da "nur" so eine Art "Film" abläuft, lässt sich die Diagnose "Psychose" sehr schnell relativieren.
Zwar ist bei vielen Betroffenen (zumindest anfangs) scheinbar nur unter entsprechender initialer neuroleptischer Therapie
eine weitgehende Basis-Stabilisierung zu erreichen, die dann aber unbedingt so schnell wie möglich wiederum zum Absetzen der Medikamente ermutigen sollte.
Das wird sicher nicht ganz so leicht mit simplem Ausschleichen und ohne neue Krisen möglich sein, denn leider ist die gewonnene Freiheit ohne dämpfende
Psychopharmaka immer mit einem normen Rückfallrisiko im Zeitfenster zwischen 2 Wochen bis zu mindestens 10 Jahren verbunden.
Viele landen schon einige Tage bis Monate nach Absetzen der Medikation erneut per Psych-KG in der Psychiatrie.
Wenn es aber trotz aller (wohl niemals ausbleibenden) Rückschläge tatsächlich irgendwann mit der liebevollen Unterstützung eines Partners,
eines verständnisvollen Bekanntenkreises, sowie viel Geduld, Verständnis und vor allem viel Fachkenntnis gelingt ohne,
oder nur mit einem Minimum an Medikamenten auszukommen, dann lohnt sich dieses "Erwachen" wirklich. ....
Ein völlig neues Leben in Bewußtheit könnte nun endlich beginnen!

Allerdings ist es dabei von eminenter Wichtigkeit, dass man traumatisierten Personen stabile, verlässliche Beziehungen im familiären und/oder partnerschaftlichen Umfeld bietet,
wobei konsequente Ehrlichkeit, viel Geduld und vor allem die Fähigkeit, immer wieder zu verzeihen und den anderen auch mal "aufzufangen" geradezu existenzielle Bedeutung haben.
Ein solche Beziehung stellt gewissermaßen die Erweiterung eines inneren,
sicheren Ortes nach außen dar,
an den sich der traumatisierte Mensch emotional jederzeit zurückziehen und auch Schutz finden kann.
Vorwürfe und das damit verbundene Induzieren von Schuldgefühl
en etwa bezüglich noch nicht erreichter Ziele oder der Nichteinhaltung
getroffener Vereinbarungen (Regeln) und vor allem Beschwerden über die nur sehr langsam verlaufenden Genesung sind dagegen extrem kontraproduktiv.
Sie führen über Bedienung der bei traumatisierten Menschen ohnehin schon übersensiblen Stressachse unter Umständen ebenfalls zu schweren Rezidiven mit Retraumatisierungseffekten, da sie das auf Unterstützung und Erfolgserlebnisse angewiesene Belohnungssystem des
Nucleus accumbens torpedieren und damit lediglich wieder mandelkernbedingte Negativreaktionen auslösen, verstärken oder zumindest unvorteilhaft modulieren können.
Die nächste Krisensituation ist dann natürlich bereits vorprogrammiert.

Links:

Philosophie 2/PTBS

http://www.jsbielicki.com/freud-119.htm

http://www.psychology48.com/deu/d/ueber-ich/ueber-ich.htm

www.traumatherapie.org/

www.traumatherapie.de/users/schubbe/schubbe1.html

www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=65894

www.genesend.de/therapie/index.html

www.aufrecht.net/

www.ipsis.de/themen/thema_traumatherapie.htm

https://www.villa-lindenfels.de/fileadmin/PDF/Akute.pdf

https://parkklinik-schlangenbad.de/krankheitsbilder/trauma-folgeerkrankungen/


4. Post-Traumatic Growth
(PTG)

Das innerliche Wachsen oder "weise werden" als bewusster, überstandene Traumen einbeziehender Reifeprozess
wird im Englischen Sprachraum auch als
Posttraumatic Growth bezeichnet.
Das bedeutet, dass ein Mensch vom passiven, geschwächten "Opfer" posttraumatisch allmählich durch den Aufbau
innerlicher Stärke und emotional-rationaler Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse zu einem "Überlebenden"wird,
auf diese Weise das Trauma sowie dessen negativen Folgen weitgehend überwindet
und möglicherweise sogar eine gewisse Immunität gegen zukünftige, weitere Traumen oder Retraumatisierungen erlangt.

Grundsätzlich kann jeder Mensch bei entsprechendem Genom unter initialen Traumen das Vollbild einer BPS oder eines PTBS entwickeln!
Allerdings haben weder alle Menschen das gleiche erbliche Genom noch entwickeln sie prä- oder postnatal identische Expression dieser Genome.
Ein Kölner würde es in "kölsch" auch mal so ausdrücken: "
Jeder Jeck es anders!"
So gibt es durchaus Menschen, die an traumatischen Erlebnissen nicht zerbrechen, sondern eher wachsen,
indem sie als Reizantwort auf ein Trauma ganz gezielt besondere (Abwehr-) oder Verarbeitungsroutinen entwickeln,
die nicht automatisch nur aus aufreibenden, ordnungsfeindlichen und antisozialen Verhaltensweisen und sonstigen Konflikten mit der Umwelt stehen,
sondern abweichend von den "typischen" Borderlinern, eher ihre soziale, mentale und rationale Kompetenz erhöhen
und damit auch die effiziente Möglichkeit einer weitgehend "
deeskalativen" Konfliktbewältigung ermöglichen.
All diese Fähigkeiten werden in ihrer Summe und individuellen Ausprägung auch als spezifische
Resilienz bezeichnet und umfassen
eine Reihe bestimmter (Grund-)Eigenschaften, welche kombiniert oder auch einzeln auftreten können.
Dazu gehören u.a.:

1... Bewusstes Suchen und Finden von psychischen Ausgleichsmechnismen (nach dem Belohnungsprinzip)
2... Ausgeglichenes Sexual-und Liebesleben
3... Problemlos Hilfe und Rat bei Dritten einholen können
4... Traumatische und andere Negativerlebnisse nicht aus falscher Scham oder Angst vor unangenehmen Konsequenzen verdrängen oder gar leugnen
5... Möglichkeit, sinnvoller und hifreicher religiöser und spiritueller Einstellungen ohne Abdriften in Fanatismus, magische Fantasien oder Traumwelten
6... Hohe Beziehungsfähigkeit
7... Hohe soziale Kompetenz und Mitleidfähigkeit ohne Entwicklung von pathologischen Helfersyndromen ( Co-Abhängigkeit)
8.. Achtung und Respekt vor dem Leben
9... Positives Denken, Fähigkeit der positiven Relativierung nominal negativer Entwicklungen und Beurteilungsprozesse
10. Fähigkeit und Intension, alle äußerlichen Niederlagen (auch Traumen!) in innere Siege zu konvertieren
11. Bewusste Konvertierung der Rolle eines passiv-hilflosen Opfers in die eines aktiv-starken Überlebenden
12. Ein effektives Stress- und Konfliktmanagement
13. Gute Problemlöse- und Lernfähigkeiten
14. Aktives Einbeziehen wichtiger Bezugspersonen (Familie, Freunde, Partner) in den Bewältigungsprozess

Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsstörung#Posttraumatic_Growth

http://en.wikipedia.org/wiki/Posttraumatic_growth

http://tmt.sagepub.com/cgi/content/short/15/1/63


5. Erste Hilfe

Was können Sie tun?

Beim akuten Flashback hängt erst mal alles davon ab, was genau den Flash ausgelöst hat, wie tief er ist und in welcher virtuellen Raum-Zeit-Umgebung
die geflashte Person sich gerade befindet. Ist sie z.B. durch einen entsprechend massiven Trigger bis in die Kleinkindzeit zurückgeworfen worden,
kann es gut sein, dass sie nicht sprechen kann und weder Orte noch Personen erkennt, die normalerweise zu ihrem heutigen täglichen Umfeld gehören.
Menschen, denen dies öfter passiert, sollten eine entsprechende, schriftliche Erklärung bei ihren Ausweispapieren tragen
und für den Notfall grundsätzlich einen kleinen Spiegel und ein Fläschchen mit "Riechsalz" mit sich führen.

Dieses
kann man in manchen Apotheken fertig kaufen oder in einer besonders starken Qualität folgendermaßen selbst herstellen:
Füllen Sie ein sauberes, kleines und dicht verschließbares Tablettenröhrchen aus Glas mit einem Wattebausch und träufeln Sie dann vorsichtig
einige Tropfen 30 %iger Ammoniaklösung aus der Apotheke (= "Salmiakgeist", "Triplex", Vorsicht: sehr ätzend und reizend!) auf die
Watte im Glas.
Dabei soll diese aber nur leicht angefeuchtet werden und keine freie Flüssigkeit im Glas vorhanden sein, damit eine mögliche Augenverletzung
durch umherspritzendes Triplex sicher ausgeschlossen ist. Anderenfalls kippen Sie überschüssige Ammoniaklösung aus dem Röhrchen in die Toilette.
Das Röhrchen wird nun fest verschlossen und kann so jederzeit in de Tasche mitgeführt und benutzt werden.

Im Notfall empfehle ich folgendes Vorgehen:
1...Sprechen Sie die Person an. Fragen Sie nach ihrem Namen, Alter und ob sie weiß, wo sie sich aktuell befindet.
Versuchen Sie vorsichtig herauszubekommen, was genau passiert ist und ob oder wovor die Person gerade Angst hat.
Damit haben Sie zumindest eine gewisse Chance, den aktuellen Trigger zu ermitteln.

2...Begeben Sie Sie sich, falls möglich, mit der Person an einen anderen Ort um den aktuellen Trigger
(Situation, Ort, Gegenstand usw.) sicher auszuschalten. Manchmal genügt auch schon dieser simple Ortswechsel
für eine spontane Rückkehr in die Realität.

3...Reicht das nicht, fassen Sie die Person nun unter ständigem Ansprechen an Oberarmen und Schulter
und versuchen Sie, durch durch energisches Schütteln eine
körperliche Verbindung
mit dem HIER und JETZT wiederherzustellen. Gehen Sie dabei aber bitte behutsam vor,
um die Person nicht noch zusätzlich zu ängstigen.

4...Wirkt auch Anfassen und Schütteln nicht, halten Sie der Person mal einen Spiegel vor das Gesicht,
damit sie sich selbst
in der richtigen Zeitebene wiedererkennen kann.
Das kann dann auch schon mal mit einem lauten Aufschrei verbunden sein
und auch mit gezielten Schlägen nachdem Spiegel, was Sie aber keineswegs abschrecken sollte.

5... Hilft auch das nicht, greifen Sie zur chemische Keule und lassen Sie die Person
vorsichtig an dem Röhrchen mit
Riechsalz schnuppern.
Dabei sollten Sie es öffnen und dann möglichst schnell,
aber für nur höchstens 1 - 2 Sekunden
direkt unter ein Nasenloch halten.
Achten Sie aber bitte peinlichst darauf,
dass nichts in die Augen gerät.
Die Reaktion kann sehr heftig ausfallen, ist aber zugleich extrem wirksam.
Der olfaktorische Reiz von starkem Ammoniak ist schmerzhaft und wird über den Riechnerv
ultraschnell (wesentlich schneller als akustische oder optische Reize) direkt ins Gehirn übertragen,
so dass der Mandelkern sein aktuelles Abwehr-Programm sofort ändert und ein erinnerungsbasierter
Flash aufgrund dieser neuen, vermeintlichen Gefahr in Sekundenbruchteilen beendet werden kann.
Die vormals geflashte Person "erwacht", schreit oft laut auf, schlägt vielleicht auch noch nach Ihnen oder dem Röhrchen,
aber sie ist in 90 % aller Fälle wieder in der Realität. Die restlichen 10 % benötigen möglicherweise noch einen zweiten Versuch.
Hilft aber auch dieser nicht, sollten Sie von weiteren Chemiebomben absehen und besser einen Arzt einschalten.


6. Therapien

Das wichtigste Verfahren überhaupt stellt unser Gehirn bereits als "Bordwerkzeug" zur Verfügung:
Nämlich unsere Träume!
Träume können in diesem Falle als interaktiv inszenierte, multimediale Psychodramen auf der Basis aktueller Tageserlebnisse, aber auch bisher unbewältigter
(und normalerweise komplexiert verdrängter) traumatischer Erlebnisse in der Vergangenheit mit dem Ziel einer internen Selbstheilungsmaßnahme unseres Geistes wirksam werden.
So können sie ähnlich wie eine Hynose entweder als (Eigen-)Therapie wirksam sein oder auch als wichtiger Indikator für Fortschritte in einer externen Therapie dienen.
Mögen sie anfänglich noch stark mit angstbewehrten Inhalten und bedrohlichen Situationen oder Personen als schreckliche Albträume einhergehen, und sich möglicherweise über viele Jahre hinziehen,
so bieten sie andererseits aber innerhalb des jeweiligen Traumszenarios eine Art interaktives Rollenspiel zwischen den verschiedenen Instanzen
Ich, Über-Ich und Es an!
Bedrohliche oder konfliktbasierte Komponenten werden dabei meist als eine Art von agierenden
Avataren dargestellt, welche durch die genannten Instanzen gemeinschaftlich kontrolliert werden,
um bisher unbewältige Erlebnisse oder Zustände einer weiteren Bearbeitung und möglichen finalen Bewußtmachung im Wachzustand zuzuführen.
Diese Avatare sind also als personalisierte, Konflikt--Projektionen auffälliger und "störender" States im eigenen Ich zu verstehen, wobei sie (meist symbolische) Identitäten realer Personen aus dem sozialen Umfeld annehmen können.
Allerdings stehen sie im Falle des PTBS zuweilen auch unverschlüsselt für die wirklichen Täter.
Wichtiger als die Identitäten selbst scheinen mir aber zunächst einmal sowohl die prominierenden, körperliche Merkmale als auch das spezifische Verhalten der Avatare selbst zu sein .
So könnten etwa in den Träumen einer essgestörten Person Bewältigungsangebote zum entsprechenden Primärkonflikt (Essstörung) in Form einer extrem dicken und einer extrem dünnen Projektion als Eckwerte der eigenen, gestörten Körperwahrnehmung auftreten, um so kreativ mit dem (träumenden) Ich zu interagieren und kommunizieren.
Dabei können Avatare sowohl agressiv-bedrohlich als auch freundlich-defensiv auftreten. Wichtig sind hier alleine die aktuellen Gefühle, die der Träumer ihnen selbst im Traum entgegen bringt, da diese ja ein direktes 1:1 Abbild der bestehenden emotionalen Situation spiegeln.
Gelingt es nun dem Träumer aktive Kontrolle über diese Avatare zu übernehmen, also sich entweder gegen deren Agressionen zur Wehr zu setzen oder sie zum Kernkonflikt zu befragen, sie in irgendeiner Weise anzugreifen, zu dominieren und ihnen Befehle zu erteilen, wäre dies ein klares Anzeichen eines therapeutischen Fortschritts.
In vielen Fällen werden die Avatare nach erfolgreicher Interaktion mit dem Träumer noch im aktuellen Traumgeschehen entweder im jeweiligen Konflikt einlenken, sich in eine andere Person verwandeln oder aber einfach nur (in der Regel dann aber für immer) spurlos verschwinden.
Flüchtet man dagegen vor ihnen bzw. unterliegt ihnen in einer direkten Auseinandersetzung, signalisiert dies vor allem eine nach wie vor unbewältigte Real-Problematik
und der Traum wird dann vermutlich irgendwann in dieser oder ähnlicher Form immer und immer wieder hartnäckig zurückkehren.
Und zwar in der Regel so lange, bis die Kernproblematik endlich auch im Wachbewusstsein erfasst und im Idealfalle zufriedenstellend bereinigt wurde.
Was ich hier am Beispiel einer Essstörung versucht habe zu erklären, gilt in der gleichen Weise auch für andere, bisher unzureichend oder gar nicht bewältigte sowie komplett verdrängte Konflikte, wie man sie gehäuft vor allem bei polytraumatischem, chronischem PTBS und BPS findet. Auch hier besteht die Möglichkeit einer gewissen Selbstheilung oder zumindest Linderung durch gezielte Analyse und interaktive Bearbeitung der Träume.
Allerdings werden diese Träume abhängig vom aktuellen Grad der Störung und insbesondere vom Lebensalter zur Zeit der primären Traumatisierung vermutlich für eine sehr lange Zeit vor allem fürchterliche Albträume sein!
Jeder dieser Albträume beinhaltet natürlich auch wieder eine zusätzliche Retraumatisierung, die anschließend in Form von Flashbacks auch jederzeit psychoseähnlich u.a. als
Somnambulismus in die Aufwachphase und sogar als Pseudopsychose oder Tagtraum in den weiteren Tagesverlauf einfließen kann.
Daher sollte man sich niemals alleine auf diese Form der "Eigenheilung" verlassen sondern grundsätzlich störungsspezifische Traumatherapien in Anspruch nehmen.

Mittel der Wahl sind hier verschiedene, meist speziell für PTBS entwickelte, psychodynamische Verfahren, die sich nach den in diesem Beitrag aufgezeigten, ursächlichen Zusammenhängen
meiner Ansicht nach kombiniert oder einzeln aber grundsätzlich auch zur Behandlung der BPS eignen sollten.
Dabei richtet sich die Entscheidung für ein bestimmtes Verfahren nach der akut im Vordergrund stehenden, meist recht komplexen und oft kreuzverbundenen Symptomatik.

Stehen (noch?) die Störungen des BPS im Vordergrund,
kann zunächst auch über eine stationäre oder ambulante Therapie, z.B. die
DBT = Dialektisch-Behaviorale Therapie nach Linehan sowie andere, speziell für BPS entwickelte, verhaltensthereupeutische Maßnahmen
eine gewisse Basisstabilität und damit die Grundlage zu weiteren analytischen sowie therapeutischen Ansätzen geschaffen werden,
die für eine effiziente und vor allem gefahrlose Behandlung der vermutlich parallel
vorhandenen bzw. ursächlich zugrunde liegenden PTBS erforderlich sind.

Stehen dagegen die Symptome des PTBS (schon?) im Vordergrund, wären z.B folgende Verfahren geeignet:

PITT = Psychodynamische Imaginative Trauma-Therapie nach Reddemann,
MPTT = Mehrdimensionale Psychodynamische Trauma-Therapie nach Fischer,
ITT = Integrative Trauma-Therapie, entwickelt nach Butollo,
EMDR = Eye Movement Desensitization and Reprocessing nach Shapiro,
NET = Narrative Expositions-Therapie nach Schauer, Neuner, Elbert
auf die hier aber nicht näher eingegangen werden soll.

Die Wahl der Behandlung
richtet sich ebenso wie die Entscheidung, ob Einzel- oder Gruppentherapie angezeigt ist,
ambulant, stationär oder tagesstationär
behandelt werden muss, vor allem nach Art und Schwere des Traumas.


Ist das Trauma noch relativ frisch und der Mensch schon erwachsen (z.B. akute Belastungsreaktion)
mit Symptomdauer bis zu maximal einem Monat, benötigt er in der Regel oft nur eine oder wenige Therapiestunden
zur Reflexion und Verarbeitung des traumatisierenden Geschehens, um eine relativ rezidivfreie Dauerheilung zu erreichen.
Wichtig ist die genaue Erinnerung an das Geschehene und damit verbundene Abgrenzung der Vergangenheit vom Hier und Jetzt.
Dabei sollte allerdings möglichst auch gesichert sein, dass sich das gleiche Trauma nicht ohne Weiteres widerholen kann.
Solche Prämissen liegen z.B. dann vor, wenn es sich um einmalige Vorfälle wie Unfälle, Naturkatastrophen oder Strafttaten handelt,
deren Wiederholung mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen ist.

Fanden die belastenden Ereignisse dagegen wiederholt und/oder schon in frühester Kindheit statt,
beobachten wir neben länger als einen Monat anhaltenden Symptomen mit oft schubartigen Verläufen,
aber auch immer wieder jahre- bis jahrzehntelange Latenzzeiten mit überwiegend symptomefreien Intervallen,
die den wahren zeitlichen Verlauf der Erkrankung völlig verschleiern können.
Allerdings ist diese "Ruhe" eher trügerisch. Mit wachsendem Lebensalter (bzw. zeitlicher Entfernung zu den letzten Traumen)
dekompensieren dann irgendwann und immer regelmäßiger erneut spontane Krisen in Form von getriggerten Flashbacks,
die dann unbehandelt zu ständig kumulierenden Retraumatisierungspotentialen führen können.
Ab einer Symptomdauer von 3 Monaten wird das PTBS grundsätzlich als chronisch bezeichnet,
wobei die gerade erwähnten Latenzphasen eigentlich mitgezählt werden müssen.
Ist die PTBS erst einmal chronisch, was bei den meisten polytraumatisierten Menschen der Fall ist,
kann, vor allem in akuten Krisensituationen, eine stationäre oder zumindest tagesstationäre Traumatherapie obligat werden,
da Laien, wie Angehörige oder Lebenspartner, in der Regel mit den immer wieder auftretenden Krisensituationen
hoffnungslos überfordert sind. In solch einem Fall ist unbedingt eine Entpflichtung durch stationären Aufenthalt
sowie Reizschutz in Form einer Kontaktsperre nach aussen sinnvoll,
um den Patienten eine
sichere und möglichst triggerfreie Umgebung zu schaffen,
in welcher sie möglichst keinen weiteren Retraumatisierungen mehr ausgesetzt sind.
Nicht zu empfehlen sind dagegen die in letzter Zeit in Mode gekommenen Psycholytischen Therapien
mit psychotropen Substanzen wie
LSD, MDMA, Psilocybin, Meskalin, Ketamin und anderer Drogen,
da sie die Dissoziation fördern, dabei über eine aktive Auslösung oder Verstärkung von Flashbacks
massiv und oft durch die
künstlich gesteigerte Wahrnehmung auch verstärkt retraumatisieren
und zudem final noch das Suchtgedächtnis der Amygdala modulieren, was sicherlich nicht im Sinne
einer sanften, antitraumatischen Therapie sein kann.
Im Gegenteil sind ja Alkohol- und Drogenkonsum sowie Polytoxikomanie
schon als Symptome des PTBS hinreichend bekannt, ein psycholytischer Ansatz wäre
bezüglich PTBS
meiner Ansicht nach daher
absolut
kontraindiziert!
Auch die schon länger bekannten überwiegend analytischen Methoden, die
Primär-Therapie nach Janov
sowie das Verfahren der
Regressionshypnose sind daher eher mit Vorsicht zu genießen.
Zwar können sie ein tief verdrängtes Trauma in die Bewusstseinsebene zurückrufen
sowie auch vorhandene psychische Blöcke lösen, die einer aktiven Erinnerung entgegenstehen.
Dadurch wird der Patient möglicherweise analysierbarer und zugänglicher.
Der Wahrheitsgehalt solcher "Erinnerungen " lässt sich jedoch weder beweisen
noch sind solch erzwungene Zeitreisen in die Tiefen einer traumatischen Vergangenheit ausreichend kontrollierbar,
um eine erneute schwere und vielleicht irreparable Retraumatisierung sicher zu vermeiden.
Mein Urteil lautet daher
bezüglich PTBS auch hier: in der Regel kontraidiziert!
Lediglich die "besondere innere Stärke" von
PTG-Patienten erlaubt möglicherweise zumindest in Ausnahmefällen
auch derartig aggressiv-exploratorische bzw. analytisch-regressive Therapieformen.

Prognose:
Eine "Heilung" im herkömmlichen Sinne halte ich zumindest bei chronischen Verläufen für nahezu ausgeschlossen,
da die oft über Jahrzehnte erfolgten traumatischen Erfahrungen interaktiv auch mehr oder weniger irreversibel den Charakter mitgeprägt haben.
Bei effizienter Therapie kann aber je nach Ausgangslage eine gewisse Kompensation oder Relativierung der Störungen
sowie Steigerung der Beziehungsfähigkeit, der Lebensqualität und der sozialen Kompetenz erfolgen.
Im Idealfalle entwickelt sich ein Übergang zum
Post-Traumatic Growth


7. Erblich oder nicht?
Mit der genetischen Disposition von traumatisch induzierten Störungen sowie deren Vererbung ist das so eine Sache...
Zwar kann diese Frage nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse prinzipiell wohl eindeutig mit
JA beantwortet werden.
Aber es ist andererseits nur die halbe Wahrheit und man muss vorab schon ein wenig differenzieren.

Einerseits gibt es bestimmte genetische Grundprogramme, die sowohl aus dem allgemeinen Genpool der Rasse
als auch dem Genpool der Eltern stammen. Die intrauterine Hirnentwicklung der Primaten und damit die Expression ihrer
prä- und postnatalen Fähigkeiten ist jedoch nicht ausschließlich nur durch starre genetische Programme geprägt,
wie bei den meisten anderen Lebewesen in unserer Welt. Sie beinhaltet vielmehr die Fähigkeit, sowohl pränatal als auch postnatal
ein ganzes Leben lang nachträgliche Veränderungen im Genom durch fortwährende, auf externe und interne Reize reagierende
Modifikation biologischer und neurologischer Strukturen zuzulassen.
Dies gilt insbesondere auch für deren neuronale Verschaltungsmuster, welche ursächlich dem späteren Denken,
Fühlen und Handeln zugrunde liegen. Diese Wandelbarkeit hat allerdings einen recht hohen Preis:
Durch das Verlassen jahrtausendelang bewährter, genetischer Grundprogramme wuchs zugleich auch die Gefahr fehlerhafter
Modifikationen, welche möglicherweise (zumindest unkontrolliert) auch das Ende der menschlichen Rasse bedeuten könnten.
Sie war daher evolutionstechnisch nur deshalb mit dem weiteren Überleben vereinbar, weil sich parallel auch neue Regelmechanismen
entwickeln konnten, die diesen erwähnten genetischen Modifizierungsprozess in einem ständigen Feedback kontrollieren
und vor allem aktiv steuern und notfalls relativieren konnten. Sowohl prä- als auch postnatal herrschen familiärspezifische Entwicklungsumgebungen,
die sich interaktiv und weitgehend
transplazentar durch Konditionierungs- und Differenzierungssprozesse des kindlichen Hirnes manifestieren.
Diese Einflussnahme basiert sowohl auf metabolischen, nutritiven, als auch hormonellen und sensorischen Prozessen!
Hierdurch kommt es z.B. schon pränatal im Mutterleib zu einer massiven Vorregulation der postnatalen Genexpression
durch Synchronisation der kindlichen mit der mütterlichen Hirnchemie, und zwar über den plazentaren Blutkreislauf.
Nach dem aktuellen Stand der Hirnforschung ist mittlerweile hinreichend belegt, dass die Plazenta physiologisch keineswegs
nur eine blutfilternde Einbahnstraße darstellt, die das Kind vor allem mit Sauerstoff und Nahrung zu versorgen
und den Übergang vor allem toxischer und teratogener Substanzen aus dem mütterlichen ins kindliche Blut zu verhindern hat.
Es können nämlich in Wirklichkeit weitaus mehr Substanzen die plazentare Schranke passieren als lange Zeit angenommen wurde.
Insbesondere Neurotransmitter und Hormone passieren so gut wie ungehindert die Plazenta und zwar bidirektional,

also sowohl von der Mutter zum Kind, als auch in umgekehrter Richtung.
Dadurch kommt es u.a. zu einem ständigen biochemischen Informationsfluss, einer direkten Kommunikation zwischen Mutter und Kind.
Die Plazenta erfüllt damit also die Funktion einer extrem effizienten, intrauterinen, bidirektionalen Schnittstelle zwischen Mutter und Fötus.
Empfindet die Mutter beispielsweise Wut, Angst oder Stress, so gelangen sowohl die über die mütterliche
Stressachse produzierten Hormone
Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol als auch die über die Amygdala ausgeschütteten Neurotransmitter (Corticoliberin, Glucocorticoide)
einschließlich der Modulatoren Dopamin und Serotonin
über die Plazentaschranke ins kindliche Blut und synchronisieren
damit natürlich auch über die entsprechenden Rezeptoren im kindlichen, limbischen System dessen affektive und effektive Reaktionsprofile.
Hat die Mutter z.B. gerade Angst, reagiert auch der Mandelkern des Fötus durch Vergleich oder Modulation der eigenen,
zu diesem Zeitpunkt bereits vorhandenen Reaktionsmuster mit den externen Gradienten (Konzentrationsverläufen)
der mütterlichen Neurotransmitter, Modulatoren und Hormone und speichert diese als neues, eigenes Muster einer Angstreaktion ab.
Das Gleiche gilt auch für den Verlauf der Beruhigungsphase und natürlich auch für alle anderen Gefühls- und Körperreaktionen (
Arousal) der Mutter,
die einmalig oder auch wiederholt mit einem jeweils spezifischen "Differenzialprofil" der erwähnten Konzentrationsverläufe im Blut assoziierbar sind.
Umgekehrt spürt eine halbwegs sensible Mutter meist auch, ob es dem Fötus gerade "gut" oder "schlecht" geht, wenngleich dieser Effekt
schon aufgrund der relativ geringeren Mengen kindlicher Neurotransmitter und Stresshormone wesentlich schwächer ausfallen dürfte.
Während der Schwangerschaft kommt es so zu einer fortschreitenden Spezialisierung der Genexpression, zur Differenzierung dieser Zellen
und damit zur Herausbildung spezifischer Gewebe und Organanlagen. Dies betrifft sowohl den
Phänotyp
(
Somatische Strukturen und das neuronale Netzwerk ) als auch den Genotyp (Genom, genetische Struktur des Erbgutes) des Fötus.
Die intrauterine Genexpression sowie spätere Erfahrungen in allen postnatalen Abschnitten des Lebens führen dann bis in hohe Alter dazu,
dass insbesondere Nervenzellen im Gehirn, permanent völlig neue Gensequenzen abschreiben, modifizieren oder auch stilllegen.
Sie bilden damit zugleich auch die postnatale Grundlage für die lebenslange Lernfähigkeit des Gehirnes (
Neuroplastizität).
All diese Fakten implizieren damit dann wohl auch eine hinreichend nachvollziehbare Antwort auf die anfangs gestellte Frage:
"Erblich oder nicht?"
Der Prozess ist sehr dynamisch und entsprechend der bereits erwähnten hohen Plastizität des menschlichen Gehirns auch lebenslang möglich!

Siehe dazu auch:
Einfluss frühkindlicher Erfahrungs- und Lernprozesse auf die funktionelle Reifung des Gehirns[1]
Relevanz für die Entstehung und Therapie psychischer Erkrankungen...
Originalarbeit Psychother Psych Med 2000; 50(11): 420-427
DOI: 10.1055/s-2000-8150

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zit: "...Es werden tierexperimentelle Befunde vorgestellt, die den Einfluss frühkindlicher Erfahrungs- und Lernprozesse auf die funktionelle Reifung des Gehirns und die zugrunde liegende neurobiologische Basis der Entwicklung geistiger und psychischer Fähigkeiten zeigen. Psychosoziale Einflüsse während Phasen früher postnataler Zeitfenster mit erhöhter neuronaler und synaptischer Plastizität können tiefgreifende dauerhafte Veränderungen der Hirnfunktionen induzieren, die sich später, nach Ablauf dieser plastischen Phasen, nur noch bedingt korrigieren lassen. Ein traumatisierendes frühes Umfeld kann zu einer Unter- bzw. Fehlentwicklung funktioneller Schaltkreise des Gehirns führen, wobei vor allem das limbische System betroffen ist, das für die höhere neuronale Integration von Kognition und Emotion wie auch für Lern- und Gedächtnisprozesse zuständig ist. Solche aus früher pathogener psychosozialer Erfahrung induzierten hirnbiologischen Fehlentwicklungen bilden wahrscheinlich die neurobiologische Grundlage von psychischen Störungen, die als Neurosen, Persönlichkeitsstörungen und affektive Störungen und somit als Erkrankungen klassifiziert werden, die bislang fast ausschließlich aus psychoanalytischer oder verhaltenstheoretischer, kaum aber aus hirnbiologischer Sicht betrachtet wurden. Implikationen für therapeutische Möglichkeiten und zukünftige Forschung werden diskutiert...."
Quelle:
https://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/ppmp/doi/10.1055/s-2000-8150

D
abei können ein ganzes Leben lang und jederzeit, sowohl intrauterin und/oder postnatal, positive als auch negative, externe Einflüsse aktiv
auf das Genom des jeweiligen Individuums Einfluss nehmen und somit die aktuelle Genexpression sowie auch hirnorganische Strukturen dauerhaft verändern.
Dies gilt ebenso und im negativen Sinne für bestimmte Krankheiten sowie insbesondere auch traumatisierende Ereignisse, also sozusagen den Startgliedern
in einer generationsüberschreitenden, Traumatisierungskette. Es ist mittlerweile aber auch erwiesen, dass im Rahmen eines pathologischen Geschehens geschrumpfte,
insuffiziente oder anderweitig dysfunktionale Hirnstrukturen, zumindest bei bei Wegfall der pathogenen Auslöser, durchaus nachträglich wieder wachsen,
sich neurologisch und organisch reorganisieren und damit funktionell normalisieren können. Liegt also nicht gerade ein irreparabler, organischer Hirnschaden
(Etwa durch einen Unfall, Intoxikationen oder Sauerstoffmangel etc.) vor, besteht prognostisch je nach Art und Intensität der Störungen
und vor allem mit Hilfe geeigneter (Psycho-) Therapien durchaus eine echte, dauerhafte Heilungschance!
Die Übertragung "fehlerhafter" Genexpressionen innerhalb eines dauerhaft gestörten familiären Umfeldes verursacht,
insbesondere bei inzestuösen Erbketten, aus genetischen Gründen eine Kumulation dieser traumatisch bedingten Gensquenzen
mit implementierten Angststörungen und sonstigen, auffälligen Verhaltensmustern wie
BPS, ADS und ADSH im Genom der jeweiligen Nachkommenschaft.
Die nachfolgende Grafik soll am Beispiel eines durch über Generationen fortgesetzten, inzestuösen sexuellen Missbrauchs von Mitgliedern
der weiblichen Linie verdeutlichen, wie durch in der prä- oder postnatalen Vergangenheit der jeweiligen Mütter erfolgte (Primär-)Traumen,
in deren elterlichem Genom abgespeicherte, Reaktionsprofile durch genetische Dauerexpression auch auf die jeweiligen (hier weiblichen)
Nachkommen übertragen werden. Nach deren Geburt summieren sich jeweils weitere, postnatale Expressionen hinzu
und modifizieren ständig den spezifischen Genpool des jeweiligen Nachkommen. Die in dieser Grafik nur aus Gründen der besseren Übersicht
jeweils als "NEU" bezeichneten Bereiche kommen in dieser expliziten Form natürlich nicht vor!
Sie symbolisieren lediglich die im eigenen Genom modifizierten Anteile des jeweiligen elterlichen Genpools.

Äußerer Kreis = Mutter
Innerer Kreis = Fötus
Grünes Rechteck (Rasse) = Allgemeines menschliches Rassengenom des Fötus aus dem Rassengenpool der Eltern
Hellblaues Rechteck (Eltern) = Spezifisches Elterngenom des Fötus aus dem spezifischen Genpool der Eltern

Prä = Intrauterine, pränatale Genexpression z.B. durch plazentare Übertragung von der jeweiligen Mutter
Post = Extrauterine, postnatale Genexpression durch tägliches Erleben nach der Geburt

Weißes Rechteck (
NEU) = spezifisches, neues Genom des Fötus durch pränatale Expression.
Diese durch pränatale Expression initiierten, neuen Gensequenzen des Fötus modifizieren dann
zusammen mit den postnatalen Expressionen während des weiteren Lebensverlaufes nach der Geburt
den eigenen spezifischen und damit auch den "elterlichen" Genpool des jeweils nächsten Nachkommen.
Die hierdurch resultierenden, pathogenen Anlagen kumulieren also sozusagen "von links nach rechts"
(Mutter-----> Urenkelin)

Damit kommt es also im Verlauf dieser Ketten über permanente pathogenetische Modifizierung,
z.B. durch weitere traumatische Erlebnisse entweder zur Verstärkung, oder bei positiven Erfahrungen sowie Mischung mit unbelasteten Genen
eines nichttraumatisierten Partners zur Abschwächung
(!) der Auswirkungen von im Genom aktuell verankerten,
traumatisch bedingten Gensquenzen seitens der Mütter.

"Jedem Töpfchen sein Deckelchen!"

Dieser bekannte Spruch trifft bei der normalen Partnersuche, aber leider auch in oft verhängnisvoller Weise
insbesondere bei sexuell polytraumatisierten Menschen zu. Zumindest bestimmte genetische Sequenzen, sowie psychosoziale Faktoren,
allgemeines und spezielles Sexualverhalten und noch viele andere Parameter sind nämlich in personenspezifischen Duftreizen,
den sog.
Pheromonen, verschlüsselt. Möglicherweise findet sich dort sogar das komplette Genom.
Neben temporären Daten, wie etwa die aktuelle Stimmungslage oder auch gerade vorhandene, sexuelle Lust werden diese Informationen
in einem dynamischen Prozess mittels der bereits erwähnten, postnatalen Genexpression vermutlich fortlaufend in diesen,
nicht bewusst wahrnehmbaren und völlig geruchlosen Duftstoffen abgelegt, die jedes Individuum
ständig zusammen mit dem aktuellen
Habitus und der übrigen Körpersprache als zeitsynchrone,
rassenspezifischen Schlüsselreize aussenden und empfangen kann.
Die Aufarbeitung der olfaktoriaschen Reize erfolgt durch die sehr kurze Verbindung zwischen
Nervus Olfactorius und Cortex
um sehr vieles schneller, als bei allen anderen Sinnesreizen und wird dann über ebenso schnelle Neurotranmitter
u.a. auch sofort ins limbische System geleitet.


Siehe auch:
www.neuro24.de/hirnnerven.htm

Diese stille Form der Kommunikation stammt aus Zeiten,
in denen unser Sprachzentrum noch nicht bzw. noch nicht vollständig entwickelt war.
Diese Schlüsselreize ermöglichen u.a. Stimmungen und Gefühle wie Wut, Angst aber auch Zuneigung zu übertragen
und damit eine nonverbale Kommunikation mit anderen Menschen und übrigens auch Tieren zu gewährleisten.
Ein weiterer, vor allem evolutionsgenetischer Sinn, liegt darin mittels schlüsselreizgesteuerter Partnerwahl optimale Genkompatibilität der Eltern
für den späteren Nachwuchs zu gewährleisten. Leider hat diese "Technik" den großen Nachteil, dass nicht nur positive und sinnvolle genetische Expressionen
signalisiert werden, sondern leider auch angstinduzierte und pathologische Sequenzen von Traumaopfern.
Traumaopfer und natürlich auch Täter erkennen daher einander sehr schnell. Auf diese Weise werden immer neue traumatische Verläufe induziert bzw. fortgesetzt.
Das bildet u.a. eine ideale Grundlage für die Neubildung und den Erhalt bereits bestehender Inzestketten,
die dann ebenso leicht auch in andere familiäre Umgebungen übertragen werden können.
Es beginnt ein Teufelskreis, der sich dann nicht selten epidemieartig auch auf die Verwandten- und Bekanntenkreise und final sogar ganze Dörfer ausbreiten kann.
Dabei ist die Wahrscheinlichkeit inzestuöser Strukturen in eng begrenzten, dörflichen Umgebungen natürlich um ein Vielfaches höher,
als in einer eher anonymen, weitläufigen Großstadtumgebung.

© Axel Grimmer, Winter 2009

 

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