Pilze 2

  Besonderheiten und Pilzvergiftungen

 

ACHTUNG !!!

Alle Infos bezüglich notfallmedizinischer Maßnahmen
und Vergiftungen
sowie auch meine besonderen Tipps zu Pilzen
haben rein informativen Charakter und ersetzen insbesondere
keine eventl. notwendige Therapie durch Kliniken oder Fachärzte.


Und auf gar keinen Fallsind sie als Anleitung
zur Selbsttherapie zu verstehen!
Schon beim allerkleinsten Verdacht einer Vergiftung
suchen Sie bitte umgehenst einen Arzt
oder das nächste Krankenhaus auf.

Bevor Sie den nächsten Teil des Beitrages lesen,
beachten Sie außerdem bitte unbedingt
Punkt 2. meines Disclaimers !!!

DER TECHNODOCTOR


Besondere Tipps


1. Eine interessante Medizin....

Von ganz besonderem Interesse und mehr als nur eine leckere Mahlzeit
sind für mich die folgenden Pilze:
Die flockenstieligen und netzstieligen Hexenröhrlinge
sind nicht nur mindestens genauso edel und schmackhaft wie Steinpilze,
sondern man kann mit ein wenig Knowhow
aus der flockenstieligen Version eine phantastische Medizin
gegen jede Art von Darm-Störungen wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen herstellen.
Der Wirkungsmechanismus ist weitgehend ungeklärt.
Nach meiner eigenen Erfahrung fördern die Substanzen im alkoholischen Auszug des Pilzes
sehr stark die natürliche Bildung von Schleim (Mucolyse) in allen mit Schleimhäuten
versehenen Hohlorganen wie insbesondere dem
Darmtrakt,
aber in abgeschwächterer Form auch im
Bronchopulmonalsystem
und in geringer Weise sogar in der weiblichen
Vagina.

Alle Hexenröhrlinge verfärben sich
nach Verletzung
oder Anschnitt stark blau

Und so wird es gemacht:

2-3 mittelgroße Exemplare des frischen Pilzes
werden dazu mit einem Messer vom gröbsten Schmutz
gesäubert und
trocken in kleine Stückchen zerschnippelt.
Auf keinen Fall dürfen Sie die Pilze mit Wasser waschen!
Die Schnippel geben Sie in ein ausreichend großes
Einmachglas und füllen mit möglichst 90%-igem,
arzneimittelreinem
Äthylalkohol (DAB7, aus der Apotheke) auf.
Die Pilzstücke sollen dabei ca 2 cm
unter dem Alkoholpegel liegen.
Lagern Sie das gut verschlossene Glas
dann ca. 6-12 Monate
im Kühlschrank

und gießen Sie den Inhalt nach Ablauf
dieser Reifezeit über einen normalen Kaffee-Papierfilter
in ein anderes Gefäß ab.
Die verbleibenden Schnipsel können Sie
noch mit der Hand auspressen und dann verwerfen.
Das schon weitgehenst klare Filtrat wird nochmals
über einen neuen Filter filtriert und die gebrauchsfertige
Tinktur in beschriftete Flaschen abgefüllt.
Dabei sollten Sie auf den Flaschen ganz genau
vermerken, wann die Pilze angesetzt wurden
und wann Sie filtriert haben.
Die Haltbarkeit beträgt dann ab Abfülldatum
mindestens 2 Jahre.
Wir die Tinktur trüb, kann sie nochmals gefiltert
mindestens noch 1 weiteres Jahr verwendet werden.
ACHTUNG!!!

Verwechseln Sie die beiden Versionen bitte nicht miteinander.
Die
netzstieligen Hexenröhrlinge wirken roh giftig
und vertragen sich auch gekocht
nicht mit Alkohol.

Die fertige Tinktur wird anschließend in Flaschen oder gleich Tropfflaschen abgefüllt.
Bei Bedarf kann man davon 20-80 Tropfen in Kaffee oder Orangensaft einnehmen.
Bei Verstopfung tritt eine sanfte, abführende Wirkung in der Regel
bereits nach 15-30 Minuten oder früher ein.

Vergiftungen:

Grundsätzlich differenziert man zwischen Pilzvergiftungen
mit
kurzer und solchen mit langer Inkubationszeit.

 

A. Pilzvergiftungen mit kurzer Inkubationszeit.
( 15 Minuten bis 6 Stunden )
Früh auftretende Beschwerden von wenigen Minuten bis zu höchstens 6 Stunden nach Pilzgenuß
sind in der Regel durch
nicht lebensbedrohliche Pilzvergiftungen verursacht und bedürfen normalerweise keiner Therapie.
Leichte bis mittelstarke Krämpfe kann man leicht durch Einnahme oder Injektion eines Spasmolytikums
wie
Buscopan oder Atropinsulfat in den Griff bekommen.
Bei länger andauernden Durchfällen ohne Erbrechen sollte man möglichst viel Mineralwasser
oder
isotone Durstlöscher (möglichst ohne Zucker) trinken um so den Elektrolytverlust auszugleichen.
Zusätzlich kann man in Wasser aufgeschwemmte
Medizinische Tierkohle
oder medizinisch reine
Aktivkohle geben, wodurch manche unverträglichen Substanzen
und diverse, leichte Gifte gebunden und damit unschädlich gemacht werden.
Die Wirksamkeit dieser Maßnahme ist jedoch in Fachkreisen umstritten.

Eine Besonderheit in dieaser Gruppe stellt der
Satanspilz (Boletus satanas) dar,
der lange Zeit als einer der giftigsten Pilze überhaupt galt.
Mittlerweile bestehen an dessen Toxizität insbesondere im
gekochten Zustand
jedoch
erhebliche Zweifel und ich würde ihn, wenn überhaupt jemals echteVergiftungen eingetreten sein sollten,
eher in die Gruppe der
mindergiftigen bis ungenießbaren Pilze mit kurzer Inkubationszeit einreihen.
Die Gigtigkeit ist vergleichbar mit denen der
rohen Hexenröhrlinge, die ja gekocht
unbedingt als ausgezeichnete Speisepilze einzustufen sind
Wirklich letale Verläufe mit diesen Pilzen und dem Satanspilz sind so gut wie unbekannt.
Zudem könnte es sich bei den wenigen, dokumentierten Fällen ebenso gut um eine
Pilzunverträglichkeit,
eine
Lebensmittelvergiftung durch verschimmelte Pilze oder zersetzte Pilzeiweiße
oder auch schlicht eine spezifische,
allergische Reaktion gehandelt haben,
bei welcher vor allem besonders
disponierte Personen betroffen waren.
Ähnliches gilt ja bekanntlich auch für sog."Vergiftungen" mit
Hallimasch,
den die allermeisten Menschen zumindest in mäßigen Mengen
und auch regelmäßig über längere Zeiträume hinaus recht gut vertragen.

 

Therapie:

Vergiftungen mit Satansröhrlingen und anderen kurzinkubierenden Pilzen
sind nicht ernsthaft und eher symptomatisch oder gar nicht zu behandeln.

Eine spezifische Therapie oder ein Antidot (Gegenmittel)
außer
Atropin existieren nicht und sind im allgemeinen auch nicht erforderlich.
Die Therapie sollte rein symptomatisch in Bezug auf die
gastroenterale Problematik
und vor allem
kreislaufstabilisierend ausgerichtet sein um schockbedingte Komplikationen zu vermeiden.
Eine vollständige
Entleerung (Evtl.Spülung) des Magens, medizinische Kohle zur Entgiftung
und
Stabilisierung des Elektolyt-und Flüssigkeitshaushaltes mittels Infusionen sind aber obligat und immer indiziert.
Empfohlen wird
Schockprophylaxe durch plasmaisotone Volumensubstitution mit NaCl / Ringer-Lactat / Dextran usw. um so einem
bereits durch fortgesetztes Erbrechen bestehenden
hypovolämischen Schock
und möglicherweise auch einem
anaphylaktischen Schock entgegenzuwirken.,
evtl. dann auch Glucocorticoide (Methylprednisolon als Bolusinjektion von 30mg/kg KG )
sowie ein Azidoseausgleich mit Natriumbikarbonat als Infusion.
In schwereren Fällen noch eine einmalige Gabe von
Triflupromazin (Psyquil) 20mg i.m. oder 5-10 mg i. v. als Antiemetikum
und zur gleichzeitigern Sedierung bei Krämpfen und starken Angst- oder Unruhezuständen zusätzlich
Diazepam 10-20mg
oder
Lorazepam (TAVOR) 1-5 mg je nach Bedarf.


1...Die am häufigsten zu erwartenden
Symptome sind im Einzelnen:

Magen-Darm-Störungen ( Bis zu 4 Stunden nach Pilzgenuß )

Treten Beschwerden schon sehr kurz nach einer Pilzmahlzeit auf ( 15 Minuten bis max 4 Stunden )
muß man zwischen mehreren möglichen Pilzvergiftungssyndromen differenzieren.
Werden nur oder hauptsächlich
Magen-Darm-Störungen nach einer Pilz-Mahlzeit verursacht,
kann es sich um eine Allergie auf einen oder mehrere der verspeisten Pilze oder um eine Pilzunverträglichkeit handeln.

Weiter wäre eine Lebensmittelvergiftung durch zu alte oder unsachgemäß gelagerte Pilze denkbar,
deren Eiweiße sich bereits in toxische Bestandteile zersetzt haben.
Ebenso können beim Transport in hermetisch abgeschlossenen Plastikbeuteln
bakterielle, mykotische und sonstige
Toxine entstehen die Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen können.
Als ganz besonders gefährlich und oft in höchstem Maße krebserregend gelten dabei Toxine aus Schimmelpilzen.

Davon abzugrenzen wäre ein
Gastrointestinales Pilzsyndrom mit früher Latenz
(=
Magen-Darm-Störung durch einen geringfügig giftigen Pilz ).

Beim Pilz-Muscarinsyndrom kommt es nach 15 Minuten bis 2 Stunden plötzlich zu Übelkeit,
Erbrechen, Magenschmerzen, Schweißausbruch und Speichelfluss;
es wird am häufigsten verursacht durch
Risspilze.


Beim Paxillus-Syndrom entwickeln sich in seltenen Fällen
1-2 Stunden nach einer
Kahlen Kremplings - Mahlzeit (Paxillus involutus)
schwere Magen-Darm-Probleme und eine manchmal sogar lebensbedrohliche

antikörperverursachte Hämolyse
(Blutauflösung)
mit
Verbrauchskoagulopathie (multiple,intravasale Blutgerinnsel)
und
Nierenversagen aufgrund einer still vorangegangenen, und daher zunächst oft unbemerkten
Sensibilisierung gegen das Pilzeiweiß bei bestimmten, prädisponierten Personen.
Diese Ausnahmefälle treten zwar selten, aber dann sehr oft mit Todesfolge auf.
Vermutlich beruht auch die
hämolytische Anämie bei Lorchelvergiftungen auf diesem Mechanismus.
Die Regel jedoch sind harmlosere Unverträglichkeitsreaktionen mit alleiniger Magen-Darm-Symptomatik,
die vor allem dann auftreten, wenn der Pilz in größeren Mengen,
und/oder nicht oder ungenügend gekocht genossen wird.

Bei einer Pilz-Allergie stehen kurze Zeit nach einer Pilzmahlzeit (nach 15 Minuten bis ca. 4 Stunden)
Magen-Darm-Probleme mit Erbrechen, Durchfall und Magenschmerzen; im Vordergrund.
Gelegentlich können aber auch Hautquaddeln, asthmatische Atembeschwerden und in schlimmen Fällen
sogar ein Blutdruckabfall bis hin zum
anaphylaktischen Schock auftreten.
Eine Pilzallergie kann nach
jedem Pilz, bevorzugt nach Speisepilzen auftreten und typischerweise ist immer nur
jeweils 1 Person nach einer Pilzmahlzeit betroffen, die meistens schon früher einmal diesen Pilz gegessen hat.

Eine Pilz-Unverträglichkeit kann ebenfalls bis zu 4 Stunden nach der Pilzmahlzeit
zum Beispiel nach ungenügendem Kochen oder auch bei zu großer Pilzmenge
leichte bis mittelschwere Magen-Darmprobleme und langsam einsetzende Durchfälle verursachen.
Die Pilzunverträglichkeit ist bei einigen schwer verdaulichen Pilzen häufiger,
besonders wenn diese nicht lange genug gegart wurden.
Es können in diesem Falle auch mehrere Personen einer Pilzmahlzeit betroffen sein.
Die Unterscheidung zum
Gastrointestinales Pilzsyndrom ist manchmal nicht eindeutig möglich.

Beim Coprinus-Syndrom kommt es beim Genuß von Tintlingen
und anschließendem aber auch vorherigem
Alkoholgenuß
noch bis zu 2 Tagen
nach (!!!) der Pilzmahlzeit zu Gesichts- und Hautrötungen,
Kopf- und Herzschmerzen, die schon ab 10 Minuten bis zu 2 Stunden nach dem Alkoholgenuss auftreten
und in seltenen Fällen sogar lebensbedrohlich werden können.
Man vermutet als Mechanismus eine Blockierung des körpereigenen Alkoholabbaus auf der Stufe des Acetaldehyds
durch Coprin, einem pilzeigenen Stoff mit Cyclopropanstruktur,
der ganz ähnlich wie das zum klinischen Alkohol-Entzug verwendete
Antabus wirkt.
Ähnliche, wenn auch nicht konstante
Sofortreaktionen zusammen mit Alkohol
sind allerdings auch von einigen anderen Sorten wie
Hexenröhrlingen und Morcheln bekannt.

Neurologische und Psychiatrische Symptomatik
tritt vor allem bei Pilzen auf, welche
Psilocybin, Muscarin oder Muscaridin enthalten.
Psilocybin
ist ein aus der Gattungen Inocybe(Risspilze) und Psilocybe stammendes Indolderivat,
welches chemisch eng verwandt mit
Mescalin und Lysergsäure (Mutterkornalkaloide) ist,
welche als
Lysergsäurediäthylamid (LSD) lange Zeit in den USA als psychiatrisches Medikament
in der Psychoanalyse verwendet, jedoch unter anderem auch in der BTM-Szene als stark halluzinogene Rauschdroge mißbraucht wird.
Das Pilzfleisch von Psilocyben und Inocyben diente schon den alten Mayas und Azteken als
"
Teonanacatl = Fleisch der Götter " als Rauschmittel bei Kulthandlungen.
Aktuell aber eher bekannt bei religiösen und magischen Handlungen
der heutigen mexikanischen Indios und, wie gesagt, bei Außenseitern in der Drogenszene.

Amanita Syndrom: (Mindergiftige Amanita-Arten)
Beim Fliegenpilz kommt es schon ca. 1/2 bis 4 Stunden
nach dem Verzehr zunächst zu leichten gastrointestinalen Störungen,
gefolgt von Sehstörungen, Trunkenheitsgefühl, psychomotorischer Unruhe bis hin zu Krampfanfällen,
Speichelfluß, Bradycardie oder Tachycardie (= verlangsamter oder beschleunigter Herzschlag),
Mydriasis (erweiterte Pupillen), Bronchspasmen (Asthmatische Attacken)
durch die
Atropinähnliche Wirkung des Muskaridins und
die
Acetylcholinähnliche Wirkung des Muscarins,
wie sie auch durch den Genuß von
Muskatnuß-Tee bekannt ist.
Seltener sind dabei ausgeprägte Rauschzustände, sowie optische und akustische Halluzinationen,
Historisch wurden diese Pilze von Schamanen als "
Droge des heiligen Rausches"
und den Berserkern, einer Speziellen Kriegereinheit der Wikinger, als
Dopingmittel verwendet.
Zubereitungen und Extrakte des Fliegenpilzes sollen auch Bestandteile der Hexensalbe
und anderer Zaubertränkegewesen sein, woraus dann halluzinatorische Flugerlebnisse
und andere Ekstatische Ereignisse resultierten.
Selten, und vor allem bei Überdosierungen kann es zu Todesangst, Wutanfällen, Panikattacken,
und (eigentlich erst bei wirklich größeren Pilzmengen) zum
Koma kommen,
welches unbehandelt schließlich durch
finalen Schock oder
zentrale Atemlähmung dann sogar zum Tode führt.


Grundsätzlich gilt:

Stellen sich zu Durchfall auch noch Erbrechen und bei stärkeren Krämpfen ein
und dauert dies länger als 2 bis max. 4 Stunden,
ist
unbedingt ein Arzt oder eine Klinik aufzusuchen.
Dabei sollten
Erbrochenes und Reste der Pilzmahlzeit
immer zur Untersuchung mitgebracht werden.
Differenzialdiagnostisch muß unbedingt die
genaue Art der Vergiftung
abgeklärt werden um dann geeignete Gegenmaßnahmen treffen zu können.
Stellt sich die Vergiftung als minder gefährlich heraus,wird man
zunächst versuchen,
en Mageninhalt zu entleeren und anschließend den
Brechreiz und die übrige gastroentereale Symptomatik
zunächst ambulant mit
Vomex A, Psyquil oder Metoclopramid einzudämmen.

Gelingt dies, kann oral wieder ausreichend Flüssigkeit zugeführt werden.
Spätestens aber wenn dies
nicht fruchtet, und evtl. Komplikationen wie Atemnot, Herzrasen,
stark erhöhter oder verminderter
Speichelfluss, Schweißausbrüche, auffallende Blässe,
oder gar
Koliken auftreten, sollte auch bei ansonsten harmlosen Vergiftungen mit kurzer Inkubation
stets an eine
allergische Reaktion gedacht und unbedingt sofort ein venöser Zugang geschaffen werden.

Anschließend Schockprophylaxe durch plasmaisotone Volumensubstitution(Ringer-Lactat),
evtl.Glucocorticoide (Methylprednisolon als Bolusinjektion von 30mg/kg KG ).
Anschließend
unbedingt stationäre Aufnahme und dort unter klinischer Beobachtung
auf Intensivstation (EKG / Blutdruck / Blutgase / Elektrolytstatus / gr. Blutbild usw.)
den Patient mittels weiterer Infusionen (NaCl / Ringer-Lactat / Dextran usw.) stabilisieren und so einem
bereits durch fortgesetztes Erbrechen bestehenden
hypovolämischen Schock
und möglicherweise auch einem
anaphylaktischen Schock entgegenzuwirken.
Normalerweise treten solche Komplikationen aber nur bei besonders disponierten Personen
(z.B. Allergiker oder Anorektiker) und ansonsten eher selten im Rahmen
einer Pilzvergiftung mit kurzer Inkubationszeit auf.


B. Pilzvergiftungen mit langer Inkubationszeit.
( 6 Stunden bis max.14 Tage )
Alle erst später nach der Pilzmahlzeit beginnenden Vergiftungsbeschwerden ( 6-20 Stunden oder bis max.14 Tage )
können
grundsätzlich zu lebensbedrohlichen Zuständen escalieren.
Die wichtigen und meist lebensgefährlichen Pilzvergiftungen zeigen erste Beschwerden frühestens nach 6 bis 8 Stunden,
oft erst nach 8 bis 20 Stunden; bei den nierengiftigen Schleierlingen (
Cortinarien) treten erste Symptome sogar erst 1-2 Tagen
bis zu über 2 Wochen nach der Pilzmahlzeit auf.


Amatoxin-Syndrom (Schwerst giftige Amanita-Arten) Bei dieser Vergiftung durch Amanita-Arten wie Knollenblätterpilzen und Pantherpilzen
treten meist nach 6 bis 8 oder spätestens 8-12 Stunden (seltener bis zu 24 Stunden)
nach der Pilzmahlzeit heftiges, wiederholtes Erbrechen und über ca. 6-9 Stunden anhaltende Diarrhoe(Durchfälle) auf.
Dann folgt eine fast beschwerdefreie Latenzzeit von 1 bis 2 Tagen in welcher sich unbemerkt
ein dramatisch zunehmender Leberschaden entwickelt,der in schweren Fällen bis zum Leberzerfall mit Todesfolge führt..
Verursachend sind
nicht nur die giftigen Knollenblätterpilze
sondern auch einige
Schirmlingsarten sowie die Braunen Häublinge.

Die pilzeigenen Alkaloide Amanitin (9 Toxine) und Phalloidin (7 Toxine) verursachen
neben den anfänglichen gastrointestinalen Reizerscheinungen
schließlich die sog. "
akute, gelbe Leberdystrophie" mit dem Endstadium des Leberzerfallskomas,
des akuten Nierenversagens
(Tubulusnekrosen) durch primäre,direkte Nephrotoxizität
und / oder zuweilen auch
sekundäre, durch die starken Wasser- und Elektrolytdefizite bedingte,
progressiv verlaufende
Exsikkose.


Gyromitra-Syndrom (Frühjahrslorchel): Symptome von sehr unterschiedlicher Intensität,
je nach Pilz-Standort, Zubereitungsart. Menge und individueller Disposition.
Ab 5-12 Stunden seltener bis zu 50 Stunden nach der Pilzmahlzeit treten plötzlich gastrointestinale Störungen
wie krampfhafte Blähungen, Übelkeit und Erbrechen auf, das bis zu 2 Tagen anhalten kann
In schweren Fällen kommt es nach weiteren 24 Stunden zur Leberschädigung
wie beim Amatoxin-Syndrom jedoch anfangs zusammen mit Nervenstörungen.
Toxin vermutlich
Gyrometrin (N-Methyl-N-formyl-hydrazin)


Oranellus-Syndrom: Der Orangefuchsige Schleierling (Cortinarius oranellus)
und der Spitzbuckelige Schleierling (Cortinarius speciosissimus) enthalten das schwer nierengiftige

Orellanin
(2,2'-Bipyridin-3,3',4,4'-tetrol-1,1'-dioxid)

Etwa 36 Stunden bis zu 14 Tagen nach der Pilzmahlzeit kommt es einer irreversiblen Nierenschädigung
mit Rückenschmerzen, Eiweiß und Blut im Urin, in schweren Fällen bis zum Nierenversagen;
als Frühsymptome klagen manche Patienten etwa 1 Tag nach der Pilzmahlzeit über Übelkeit und Erbrechen.


ACHTUNG!

Die Therapie der schwerenVergiftungen muß grundsätzlich stationär durchgeführt werden,
da immer akute Lebensgefahr besteht und ist teilweise recht kompliziert.
Wichtig ist die genaue Differenzialdiagnose, welche Pilze die Vergiftung verursacht haben
und mit welchen spezifischen Toxine oder Eiweißen man es zu tun hat.
Nur dann lässt sich gezielt eingreifen und ein letaler (tödliher) Verlauf in vielen
(Wenn auch leider nicht allen) Fällen noch rechtzeitig verhindern.

Zu den bereits beschriebenen, allgemeinen intensivmedizinischen Maßnahmen
kommen nach Bestimmung der spezifischen Toxine nun noch Antidote
und spezielle Maßnahmen wie Dialyse und Beatmung hinzu.

Fliegenpilz und Pantherpilz
Kein spezifisches Antidot bekannt.


Die Behandlung beschränkt sich auf die Kontrolle der durch
Muscarin und Muscaridin
verursachte cholinergische Symptomatik


Z.B. durch
Atropingabe alle 1/2 bis 1 Stunde 0,5-2 mg i.m. oder i.v.

In der Regel bilden sich unter Magenspülung
und evtl. Sedierung mit
Diazepam oder Lorazepam sowie Intubation
und maschineller Beatmung (zur Prophylaxe eventl. Atemdepression durch die Sedativa),
alle Vergiftungserscheinungen innerhalb 24 Stunden wieder zurück.

 

Knollenblätterpilze
Kein spezifisches Antidot bekannt.
(Evtl. Penizillin und Silymarin )


Das größte Problem liegt in der langen Latenzzeit bis zum Auftreten der Symptome.
Dann nämlich sind die Toxine(
Amanitin + Phalloidin) bereits zu großen Anteilen resorbiert
und an die entsprechenden Organgewebe (Leber- und Nierenparenchym) gebunden.
Mittels Magenspülung und fraktionierter Kohleverabreichung kann versucht werden, noch freie Giftstoffe zu entfernen.
Im Frühstadium (Bis zu 48 Stunden) ist Giftelemination durch
forcierte Diurese (mit Lasix etc.)
oder
Dialyse durchaus möglich. Eventuell kann auch eine (in Fachkreisen noch umstrittene)
extrakorporale Hämoperfusion nützen. Diese müßte dann allerdings innerhalb der ersten 24-36 Stunden erfolgen.
Eine eindeutige Differenzialindikation zwischen den beiden Verfahren
ist zur Zeit jedoch noch nicht möglich.

Ein spezifisches Antidot ist zwar nicht bekannt, jedoch kann ein Versuch
mit
Penizillin und Silibinin (Legalon SIL, Maddaus) nicht schaden,
deren
antiamanitische Wirkung immerhin im Tierversuch belegt wurde.
Ansonsten bleiben nur folgende, allgemeine Maßnahmen:

Substitution von Wasser und Elektrolytverlusten.
Behandlung des drohenden Leberversagens im Frühstadium (Flattertremor)
Absolute Bettruhe
Kohlehydrate i.V. (min. 1800 kcal.)
Intensives Abführen durch 40ml 30%iger Magnesiumsulfatlösung und Darmsterilisierung
Substitution von
Albumin und Gerinnungsfaktoren (Prothtombinkonzentrat)
durch schwer resorbierbare Antibiotka (Neomycin 70mg/kg/Tag) über Magensonde.
Sedierung mit
Diazepam oder Lorazepam (jedoch keine Opiate) eventl. unter Beatmung wg. Atemdepression
Infusion von
Glukokortikoiden i.V.(200-1000mg Prednisolon/Tag)
Versuch mit
Silibinin (Legalon SIL, Maddaus)
Behandlung des drohenden Nierenversagens durch
Hämodialyse und bei Oligo-Anurie
strenge Bilanzierung der Flüssigkeitszufuhr.
+++++++ Keine sog. "Nierenstarter" !!! ++++++


Verlauf und Prognose sind abhängig von der Giftpilzmenge.
Bei bereits eingetretenem Leberzerfallskoma beträgt die
Überlebenschance trotz Therapie weniger als 20%

 

Ziegelroter Risspilz
Kein spezifisches Antidot bekannt.
Systemisches Antidot:
Atropinsulfat

Magenspülung und 1-2mg Atropinsulfat i.m. oder i.v. zur Aufhebung der
Schweißneigung und Miosis
Dabei laufende Kontrolle von Pupillenweite+Bewusstseinszustand.

 

Riesenrötling
Kein spezifisches Antidot bekannt.
Systemisches Antidot:
Atropinsulfat

Therapie wie bei Satansröhrling.

 

Frühjahrslorchel

Antidot:
Silibinin (Legalon SIL, Maddaus)

Therapie wie bei Knollenblätterpilz


Links

gifte.de/Giftpilze

Das Psilocybin-Syndrom

GIZ BN

Rohe Pilze

Pilzgifte

Zauberpilzblog

 


Die beste Therapie ist immer die Prophylaxe oder hier besser: Die Prävention.
Sammeln und essen Sie grundsätzlich nur Pilze, die Sie ganz genau kennen und auch eindeutig
bestimmen können. Selbst winzige Abweichungen von den Ihnen bekannten Pilz-Merkmalen
könnten auf eine giftige Variation oder schlicht eine Fehlbestimmung hinweisen.
Im Zweifelsfalle lassen Sie suspekte Sorten einfach stehen oder bringen Sie ein einzelnes Exemplar
zu Ihrer lokalen, amtlichen Pilzberatungsstelle.

 


DER TECHNODOCTOR


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