Wenn Smartphones nerven...
Rücksichtsloses
Daddeln und Surfen
im Kino auch während des Hauptfilmes!
Schon lange ärgere ich mich über die Rücksichtslosigkeit mancher Leute, die im dunklen Kinosaal offenbar unbedingt alle paar Minuten ihr Smartfone oder Tablet zum Surfen, Daddeln oder schlicht zur E-Mailabfrage einschalten müssen.
Tendenz
aktuell leider zunehmend!
Die meisten meiner Erfahrungen zu diesem Thema habe ich bisher in
meinem Lieblingskino UCI im Hürthpark gemacht,
aber auch in allen anderen Häusern läßt sich das Phänomen
permanent beobachten. Ärgerte man sich als begeisterter Kinofan
in den Jahren 2012-2013 eher noch über
vereinzelte sporadische "Ausrutscher" zumeist vor dem Hauptfilm
während der Kinowerbung, so sieht man sich spätestens seit 2014 schon einem
regelrechten Boom rücksichtsloser Daddelköppe gegenüber, die
mittlerweile auch keinerlei natürliche Scheu oder gar
Unrechtsbewußtsein mehr dabei zeigen, wenn sie den dunklen
Kinosaal rechts, links und hinter sich nun auch iwährend der
Hauptfilme großzügig mit ihren hellen Displays ausleuchten.
Obwohl sicherlich die Allgemeinheit wesentlich weniger gestört
würde, wenn die Geräte sich dabei wenigstens in Schoßhöhe
befänden, werden sie stattdessen auch noch unverschämterweise
in Augenhöhe betrieben und können so manchen Kinobesucher
zumindest in den Reihen dahinter zum blanken Wahnsinn treiben.
Übrigens trifft dies keineswegs nur auf Jugendliche oder Kiddies
zu, auch ältere Semester sind hier durchaus reichlich vertreten!
Spricht man solch übereifrige Smartfonebetreiber vor Ort darauf
an,
reagieren diese in der Regel entweder aggressiv oder aber
ignorieren die Beschwerde einfach.
Sitzen die Störer weiter vorne, kommt es bei den übrigen
Besuchern verständlicherweise nicht allzu gut an,
diesbezüglich laut und quer durch das Kino zu schreien.
So ist der genervte Kinofan also leider gezwungen, auf einen Teil
des Filmes zu verzichten um das meist diesbezüglich
nicht besonders kooperative Personal zu benachrichtigen.
Trifft dann schließlich doch endlich jemand ein (wenn
überhaupt), hat der Störer sein Gerät meist schon wieder
ausgeschaltet,
um einige Zeit später erneut völlig unbeirrt mit dem Daddeln
fortzufahren....
Im Extremfall für die Dauer der kompletten Vorstellung.
(Stand: 02.Januar 2015)
Was tun?:
Letztlich
hat man hier nur die Wahl zwischen zwei Übeln:
Entweder den Saal frustriert zu verlassen oder zähneknirschend
die Störung bis zum bitteren Filmende hinzunehmen...
Vielleicht sollte man ja mal mit einem Laserpointer auf die Displays
zielen?
Möglicherweise könnte dann der Laserpunkt diese Leute
ausreichend irritieren,
dass sie sich ihrer Rücksichtslosigkeiten überhaupt erst einmal
bewußt werden und das Gerät freiwillig ausschalten.
Da deren reale Wahrnehmung aber ganz offensichtlich gestört sein
muss, halte ich es für wahrscheinlicher,
dass ein Daddler den Laserpunkt gar nicht als externe Störung
erkennt,
sondern ihn vielmehr für eine raffinierte Option seiner gerade
genutzten App hält,
um dann noch eifriger mit dem Gerät weiter zu hantieren.
Beschwerden
beim Kinopersonal vor Ort brachten nach meinen Erfahrungen bisher
überhaupt nichts.
Obwohl noch vor wenigen Jahren im Werbeteil der Vorstellungen mit
speziellen Spots
gegen
eingeschaltete Handys im Kino Front gemacht wurde,
wird neuerdings mit angeblichen
"Persönlichkeitsrechten"
der Mobilfunknutzer argumentiert, die man auch im Kino nur schwer
einschränken könne.
Das dies per Hausrecht juristisch keineswegs problemematisch
wäre, spielt dabei offenbar keine Rolle.
Zwar sei der Betrieb der Geräte zumindest während der laufenden
Vorstellung offiziell nach wie vor verboten,
um etwa illegale Mitschnitte zu vermeiden, aktive Massnahmen
gegen sonstige Smartphonenutzungen
wolle man dagegen nicht ergreifen. Smartphones und Tablets
gehören nämlich angeblich zum normalen,
täglichen Leben ebenso dazu, wie etwa eine Kreditkarte zum
Bezahlen.
Man müsse daher mit der Zeit gehen und diesbezüglich
weitgehende "Toleranz" walten lassen.
Fragt sich nur, welche Rechte dann den smartphonefreien Kinofans
noch übrig bleiben,
wenn sie im Displayfeuerwerk ihrer Nachbarn und Vordermänner dem
eigentlichen Kinoerlebnis auf der Leinwand
nicht mehr ungestört und entspannt folgen können? Für mich
persönlich ist das Stress pur,
und irgendwann werde ich angesichts der aktuellen Tendenzen das
Erlebnisevent "Kino" wohl doch endgültig
gegen wesentlich entspannendere DVD-Abende daheim eintauschen
müssen.
Was sagen die Kinochefs dazu?
Ende Dezember verfasste ich folgende E-Mail an die UCI-Zentrale.
Sehr geehrte
Damen und Herren, |
Darauf erhielt ich eine sehr ausführliche und verständnisvolle Antwort aus welcher hervorging, dass man mir zwar theoretisch zustimmen würde, jedoch aus Toleranz gegenüber den Smartphonenutzer gewisse Probleme mit der praktischen Umsetzung im Kino bestünden.
Zukunftsvision
oder
Schwachsinn?
Und
dieser Hype macht gerade aus Sicht der Kinobetreiber durchaus
Sinn.
Was zurzeit noch überwiegend zum persönlichen Gebrauch wie
Daddeln, Mailen und Simsen genutzt wird,
könnte nämlich schon bald wichtiges Element eines völlig neuen
Kinoevents werden:
Und zwar dem sogenannten "Second Screen"!
Damit sollen Kinobesucher interaktiv ins Filmgeschehen einbezogen
werden und - wen wundert's? -
nebenbei natürlich auch noch Werbung auf ihr Display bekommen.
Das alles ist keineswegs nur ein Zukunftstraum, sondern offenbar
bereits 2013 zur Realität geworden:
Neuer Trend im Kino:
Das Smartphone wird
zur Leinwand (19.September 2013)
Das
soll also die Zukunft sein: Der niederländische Kinofilm "App"
ein
Thriller setzt auf Interaktion mit dem Zuschauer.
Es soll der erste Kinofilm mit "Second Screen" sein.
Dieser zweite Bildschirm sind dabei die Endgeräte der Zuschauer,
die mit einer speziellen App Elemente des Films, also Texte,
Bilder oder Videos, auf ihr Smartphone- oder Tablet-Display
geschickt bekommen.
Das dafür benötigte Programm ist nur im Kinosaal aktiv und
schaltet die Inhalte mit einem Audiosignal auf den
Zuschauer-Screens frei.
Lesen Sie HIER mehr darüber
Was geht ab?
Dass
nicht alle Kinobesucher von solchen Optionen begeistert sind,
kann man sich wohl denken!
Zukünftige Tendenzen und Akzeptanzen in Deutschland und EU sind
allerdings noch nicht klar abzusehen,
da die aktuellen Entwicklungen zurzeit offenbar noch keine
repräsentativen Daten
für halbwegs verlässliche Prognosen bieten. In Amerika dagegen
ist diese Entwicklung bereits weiter fortgeschritten.
In einer Umfrage
unter 1.008
US-Bürgern
wurden folgende Ansichten bezüglich Sitte und
Anstand
bei der Nutzung von Smartphones in privaten und öffentlichen
Bereichen ermittelt:
70
Prozent nutzen das Smartphone auch beim
Fernsehen.
65
Prozent finden es die Nutzung beim Gehen auf der
Strasse völlig normal.
34
Prozent halten eine Smartphonenutzung an
Schaltern und Kassen für angebracht.
28
Prozent finden auch beim Essen im Restaurant das
Daddeln in Ordnung.
26
Prozent sind sogar vor Beginn eines Kinofilms
damit einverstanden.
19 Prozent finden Smartphonenutzung auch während
eines Meetings in Ordnung.
9
Prozent sind mit der Nutzung sogar während eines bereits
laufenden Kinofilms einverstanden.
Lesen Sie HIER mehr darüber
Mögliche Folgen
Dass störende
Smartphoneaktivitäten insbesondere in Kinos zuweilen
eskalierenden Ausmaße annehmen
und damit sogar überschießende Gewaltreaktionen auslösen
können,
mögen u.a. die folgende Meldungen dokumentieren:
Nulltoleranz-Politik:
Kino-Hausverbot für
SMS-schreibende Madonna (16.Oktober 2013)
"....Weil sie während einer
Premierenvorstellung von 12 Years a Slave pausenlos Nachrichten
über ihr Smartphone verschickte,
erteilte eine amerikanische Kinokette der Pop-Queen Madonna ein
vorläufiges Hausverbot..."
"...Menschen, die im Kino etwas anderes machen, als den Film
zu genießen, sind vielen Kinobesuchern ein Dorn im Auge.
Da wird mit dem Handy rumgespielt oder sich lautstark
unterhalten. Furchtbar, das findet auch die US-amerikanische
Kinokette Alamo Drafthouse mit Sitz in Texas, die gegenüber
Störenfrieden, ob sie nun SMS verschicken oder rumtuscheln, eine
Nulltoleranz-Politik betreibt. Sprich: Wer stört, fliegt raus.
Dass dieses Verbot nicht nur für uns Ottonormalkinogänger gilt,
sondern auch für Superstars, bewies vor kurzem ein Ereignis beim
New York Film Festival...."
(Quelle: CBSNews)
Lesen Sie HIER mehr darüber
USA
Wegen Handy:
Kinobesucher in den USA
erschossen (14.Januar 2014)
"...Ein
71-jähriger Mann hat im wunderschönen Art-Deco-Kino in Tampa,
Florida einem Kino einen Besucher erschossen, weil dieser mit
seinem Handy hantierte..."
"...Die Frage ist, wie man mit den zahlreichen Besuchern in
Kino und Theater umgehen soll, die während der Vorstellung auf
ihrem Smartphone daddeln und damit die anderen Besucher stören.
Das gilt nicht nur für Geräusche, sondern auch für die
optische Irritation, denn das helle Licht von dem Smartphone in
den dunklen Saal leuchtet. Es gibt sogar Besucher, die Fotos
während der Vorstellung machen oder gar große Teile der
Vorstellung nicht direkt, sondern über ihr Tablet anschauen.
Für die dahintersitzenden Besucher ist das ein großer
Störfaktor.
(dpa)
Lesen Sie HIER mehr darüber
Mein Kommentar
Das
klassische Kino als eine Art "geschützter Ort zum
Relaxen", bei dem alle Augen gespannt auf den hellsten
Punkt, nämlich die große Leinwand als Ereignishorizont in einem
beruhigend dunklen Saal gerichtet sind, verliert durch den
rücksichtslosen Smartphonegebrauch einiger daddelnder Hohlköppe
leider immer weiter an Bedeutung. Viele Menschen zahlen zurzeit
noch eine Menge Geld, um ungestört einen Film im
Kino genießen zu können. Früher bat man deshalb auch vor dem
Film, alle Handys auszuschalten. Dies machte durchaus Sinn, wird
aber leider schon länger nicht mehr praktiziert. Zu verlockend
scheinen doch geplante, zukünftige Innovationen mit interaktiver
Beteiligung von Smartphones am Filmgeschehen. Daher will man wohl
gerade dieses Kundensegment nicht vorschnell vor den Kopf stossen
und verärgern. Diese Zielgruppe wird nämlich noch gebraucht und
genießt mittlerweile offenbar weitgehende Narrenfreiheit.
Und die anderen Besucher?- Sollen die dann ebenfalls ein
Smartphone mitbringen und sich dem allgemeinen Hype anschließen?
Wenn man nun auch noch bedenkt, dass die Film- und Werbeindustrie
zukünftig den Einsatz genau solcher Störquellen aktiv für sich
nutzen will, sollte man gut überlegen ob sich weitere
Investitionen in die recht teuren Vorstellungen überhaupt noch
lohnen,
falls lediglich wie bislang ein romantisches, relaxendes Ambiente
erwartet wird. Dieses würde nämlich durch das neue Konzept
ziemlich nachhaltig zerstört. - Für mich auf jeden Fall ein
Grund mehr, lieber daheim einen ruhigen DVD-Abend zu genießen.
DER TECHNODOCTOR