Funktechnik 4

mit der Erfindung des Steuergitters erlangten schließlich Trioden und Pentoden eine herausragende Bedeutung auch beim Bau von Rundfunkempfängern. Die Vorteile dieser Bauelemente war ihre Fähigkeit, neben einer steuerbaren(!!!) Gleichrichtung selbst hoch- und niederfrequente Schwingungen erzeugen und diese auch gleich verstärken zu können. Damit konnten erstmals zu niedrige Signalpegel angehoben, Frequenzen miteinander gemischt und verlustfreie Selektionsschaltungen (aktive Filter) realisiert werden, ohne die moderne Funktechnik nicht möglich wäre. Schon bald gerieten die ersten Audionschaltungen in Vergessenheit und man baute 2 und mehrstufige Empfänger, aber auch entsprechende Senderschaltungen. Das nachstehendes Prinzipschaltbild eines einfachen Zweiröhrenempfängers ist einfach zu verstehen.- Die Triode Rö1 verstärkt alle über die Antenne empfangenen HF Signale und führt sie dem blau umrandeten Schwingkreis zu, dessen Resonanzfrequenz mit einem Drehkondensator in gewissen Grenzen abgestimmt werden kann. Auf diese Art wird nur ein bestimmter Frequenzbereich zur Triode Rö2 durchgelassen und von dieser demoduliert. Die dabei entstehenden Stromschwankungen bringen im Takt der Modulation die Membrane eines Kopfhöhrers L zum Schwingen und die so empfangene Toninformation kann abgehört werden. Leider benötigt diese Schaltung gleich mehrere Versorgungsspannungen ( Gittervorspannung Ug , Anodenspannung Ua und Heizspannung Uh ) und ist deshalb recht unpraktisch. Auch die Trennschärfe der einfallenden Sender ist nicht viel besser als mit einem Detektorempfänger, lediglich Lautstärke und Empfindlichkeit übertreffen diesen um Potenzen, da die Röhren eine kräftige Verstärkung liefern und die Antenne durch Entkopplung über das erste Röhrengitter nicht mehr die Resonanzfrequenz des Schwingkreises beeinflussen kann.

Einfacher Zweiröhrenempfänger

Parallel entwickelte sich die Niederfrequenztechnik und erstmals standen durch Röhrenverstärker auch größere Leistungen zur Verfügung, um statt der bisher üblichen Kopfhörer nun auch Lautsprecher ansteuern zu können.

Niederfrequenzverstärker mit 2 Trioden

 

 

 

Von nun an entwickelte sich die Funktechnik immer rasanter!- Man erfand noch ausgefeiltere Röhren, mit zusätzlichen Steuergittern, immer kleineren Ausmassen und noch größeren Leistungen.-Das nachfolgende Schaltbild soll noch einen letzen Eindruck von der mittlerweile bis zur Perfektion erntwickelten Röhrentechnik vermitteln.-Es handelt sich um einen sogenannten ALLSTROM- ZWEIKREISER für Kurz- Mittel- und Langwelle .Die drei unterschiedlichen Frequenzbereiche werden durch umschaltbare Spulensätze realisiert.In dieser Schaltung wird zudem ein Bandfilter (BV 596- siehe grau umrandeter Kasten) verwendet, wodurch schon eine recht brauchbare Trennschärfe der einzelnen Sender und leichte Umschaltbarkeit zwischen den K-M-L Bereichen realisiert ist.Die Schaltung ist schnell erklärt:

Das von der Antenne empfangene Hochfrequenzgemisch wird mittels der Hochfrequenzpentode V1 verstärkt und dem Primärkreis des variablen Bandfilters (welches gleichzeitig den Anodenkreis der HF-Pentode bildet) zugeführt, die gewünschte Empfangsfrequenz herausfiltert und durch induktive Kopplung auf den ebenfalls entsprechend abgestimmten Sekundärkreis übertragen. Das auf diese Weise doppelt gefilterte HF-Signal wird über kapazitiv (=über einen Kondensator, 50 pF) ausgekoppelt und dem Steuergitter der Demodulatortpentode V2 zugeführt.Diese demoduliert nach Art des Audions das selektierte Trägersignal und leitet die so gewonnene Tonfrequenz über einen weiteren Kondensator (10000 pF) der Endverstärkerpentode V3 zu. Diese verstärkt den Signalpegel so stark, dass man über einen kleinen Anpassungstransformator einen Lautsprecher ansteuern kann. Die Lautstärke wird in dieser Schaltung übrigens nicht wie sonst üblich im Niederfrequenzverstärker geregelt, sondern mittels Potentiometer L (10 kOhm) durch Begrenzung des Kathodenstromes der HF-Pentode, wodurch deren Verstärkungsfaktor beeinflusst wird. Dreht man also lauter, wird der Empfänger gleichzeitig empfindlicher und umgekehrt. Mit dem Drehkondensator Rk muß zusätzlich ein gewisser Rückkopplungsgrad eingestellt werden, um Empfindlichkeit und Wirkungsgrad der Demodulatorröhre V2 zu optimieren.Die Senderabstimmung erfolgt mit dem gekoppelten Doppeldrehkondensator T des Bandfilters.

Allstrombetriebener Zweikreiser mit Bandfiltern für Kurz-Mittel und Langwelle

Doch sollte sich schon bald zeigen, dass entwicklungstechnisch eine Sackgasse erreicht war, die man alleine mit Röhren nicht überwinden konnte.- Selbst die kleinsten Mikroröhren waren noch zu groß und die lästigen Versorgungsspannungen ebenfalls ein enormes Hindernis um wirklich zugleich kompakte und brauchbare Geräte zu bauen. Man stelle sich nur mal die heutigen Geräte mit Hunderten, von Transistoren gesteuerten Schaltkreisen in Röhrenbauweise vor! - Zudem stieß man auch alleine durch die Ausmaße der Röhrenbestandteile an eine natürliche Frequenzgrenze, die mit den bis dahin bekannten Bauteilen einfach nicht mehr zu überschreiten war.

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